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5. Finanzierung von Sozialunternehmen

Inzwischen haben Sie über die Grundbegriffe im und den Kontext von Social Entrepreneurship erfahren. Sie haben die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit kennengelernt und erfahren wie konkrete Lösungensansätze aussehen. Sie haben auch über die wirkungsorientierte Messung von Social Impact gelesen und was es braucht um die Soziale Wirkung zu skalieren.

Nun kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu - die Finanzierung. Dabei greifen wir auf Auszüge der  Dissertation von Dr. Wolfgang Spiess-Knafl zurück. Die vollständige Dissertation finden Sie hier: 

finanzierung_von_sozialunternehmen.pdf

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PDF icon finanzierung_von_sozialunternehmen.pdf

Im Verlauf des Kapitels weisen wir auf verschiedene Teil der Arbeit hin. 

Das Kapitel "Finanzierung von Sozialunternehmen" ist ein Beitrag von Dr. Wolfgang Spiess-Knafl

Sozialunternehmen erfahren nicht nur durch die Notwendigkeit sozialer Innovationen einen Aufschwung, sondern auch durch eine parallele Entwicklung auf der Finanzierungsseite. Zu Beginn der 1990er Jahre haben Unternehmer und Investoren aus dem Venture-Capital- und Private-Equity-Bereich begonnen, Finanzierungsansätze aus dem For-Profit-Bereich für die Lösung sozialer Probleme zu nutzen. Insbesondere das Feld der Sozialunternehmen ist ein attraktives Betätigungsfeld für diese Kapitalgeber.1

Aus diesem Förderansatz, der unter dem Schlagwort „Venture Philanthropy“ bekannt geworden ist, hat sich ein gesamter Finanzierungssektor entwickelt, der sogar schon soziale Investmentbanken und Sozialbörsen beinhaltet.2 Das Vorhandensein eines funktionierenden Finanzierungssektors wird als wichtig für das weitere Wachstum von Sozialunternehmen angesehen.3 Dieser Finanzierungssektor zeichnet sich durch eine Breite, die die Vielfalt von Sozialunternehmen reflektiert, aus. So gibt es eine Vielzahl verfügbarer Finanzierungsinstrumente mit teils sehr unterschiedlichen Renditeerwartungen, da einige Investoren zugunsten der sozialen Rendite auf finanzielle Rendite verzichten.

Auf der Seite der öffentlichen Hand gab es ebenfalls Entwicklungen, die Sozialunternehmen begünstigen, und die öffentliche Hand beginnt, ihre Förderpraxis zu ändern. In Deutschland hat die Bundesregierung ein neues Förderinstrument, mit dem private Investitionen in Sozialunternehmen von der Förderbank KfW aufgestockt werden, vorgestellt.4 Die Europäische Union plant im Rahmen ihrer Social Business Initiative, ab 2014 jeweils Beträge zwischen €5 und 15 Mio. in Fonds mit Fokus auf Sozialunternehmen zu investieren.5 In einigen Ländern wie den USA, Großbritannien oder Kanada werden wirkungsbasierte Fördermechanismen unter dem Begriff „Social Impact Bonds“ aufgelegt.6 In Großbritannien wird die Anzahl von Sozialunternehmen auf mindestens 55.000 und deren aggregierter Umsatz auf £27 Mrd. geschätzt.7 Im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitors wird veranschlagt, dass 3,3% der Bevölkerung Westeuropas in einem Sozialunternehmen nach einer engen Definition tätig sind.8 Daraus kann man schließen, dass Sozialunternehmen kein Randphänomen sind.

Gerade ein besseres Verständnis der Finanzierung ist für die zukünftige Entwicklung von Sozialunternehmen notwendig. Die Finanzierung entscheidet sich nämlich wesentlich von den Finanzierungsformen, die im Non-Profit- und im For-Profit-Sektor vorherrschend sind. Im Vergleich zu Non-Profit-Organisationen können Sozialunternehmen Finanzierungsinstrumente mit Eigenkapitalcharakter nutzen. Im Gegensatz zu For-Profit-Unternehmen haben Sozialunternehmen sowohl Zugriff auf spendenähnliche Finanzierunginstrumente als auch auf Finanzierungsinstrumente, die eine reduzierte Zinserwartung aufweisen. Darüber hinaus haben Sozialunternehmen noch Zugriff auf Gelder der öffentlichen Hand in Form von Leistungsentgelten oder Zuschüssen.9 Dabei ist nicht nur das Vorhandensein ausreichenden Kapitals von großer Bedeutung, sondern ebenfalls die Finanzierungsform und Ausgestaltung der Finanzierungslösung, die einen Einfluss auf das Geschäftsmodell haben kann.

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