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5.2.5. Zielgruppen und Dritte - Umsätze

Einkommensgenerierung

Umsätze mit der Zielgruppe oder Dritten sind die Einnahmen, die das Sozialunternehmen in der Leistungserbringung durch die Zielgruppe oder Dritte erzielt und die zur Deckung der Kosten zur Verfügung stehen. Der Vorteil von Umsätzen im Vergleich zu anderen Einnahmen ist die freie Verfügbarkeit und die uneingeschränkte Verwendungsfähigkeit, die bei Spenden oder öffentlichen Zuschüssen nicht möglich ist. Aus diesen Gründen ist es naheliegend, dass Sozialunternehmen zur Deckung ihrer Kosten bevorzugt auf Umsätze mit der Zielgruppe oder Begünstigten setzen.1

Bei den Umsätzen mit der Zielgruppe oder Dritten muss man zwischen zwei Gruppen unterscheiden. Es gibt die kommerziellen Einkommen, die ergänzend erzielt werden und keinen direkten Zusammenhang zum Kerngeschäft aufweisen. Gerade diese zusätzlichen Einkommensquelle wurde im Bereich der Non-Profit-Forschung ausführlich diskutiert. JAMES (1986) argumentiert, dass Non-Profit-Organisationen häufig das Prinzip der Quersubventionierung nutzen. Dabei setzen Non-Profit-Organisationen auf die Erweiterung der Aktivitäten auf profitable Geschäftsfelder, um die soziale Zielsetzung der Non-Profit-Organisation finanzieren zu können. Klassische Beispiele sind Ausbildungslehrgänge von Universitäten, Museumsshops oder spezielle Verkaufskampagnen. Diese Geschäftsfelder sind häufig durch die Reputation oder gesetzliche Entscheidungen, die als hohe Eintrittsbarrieren wirken, geschützt, da sie ansonsten von For-Profit-Unternehmen ebenfalls ausgeführt werden könnten.23

Diese Quersubventionierung ist auch bei Sozialunternehmen möglich, wobei man grundsätzlich von einem engen Zusammenhang zwischen Geschäftsmodell und sozialem Ziel ausgeht. Einkommensgenerierung im Zusammenhang mit der sozialen Zielsetzung wird häufig als ein Hauptelement der sozialunternehmerischen Tätigkeit gesehen.227

Die Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung werden je nach Themenfeld unterschieden. Beispiele im Bildungsbereich sind neben Bildungsangeboten die Erstellung eigener Publikationen oder die Bereitstellung von Referentenpools.4 Eine Möglichkeit der Einkommensgenerierung besteht darin, Leistungen, die man bislang kostenlos zur Verfügung gestellt hat, mit einem Preis zu versehen. Zwar werden dadurch Personen von der Nutzung der Leistung ausgeschlossen, jedoch unterstützt die Preispolitik auch die effiziente Allokation der Mittel. Darüber hinaus wird auch das Stigma des kostenlosen und sozialen Angebots überwunden. Es lässt sich nämlich vermuten, dass manche soziale Dienstleistungen tatsächlich häufiger in Anspruch genommen werden, wenn durch einen Preis das Wohlfahrt-Stigma entfernt wird.5

Die möglichen Umsätze werden sich je nach Geschäftsmodell unterscheiden. JÄGER (2010) sieht drei Geschäftsmodelle für Sozialunternehmen. Das sind das Marktintegrationsmodell, das Inklusionsmodell und das Mitgliedschaftsmodell. Sozialunternehmen mit einem Marktintegrationsmodell erbringen soziale Dienstleistungen oder bieten Informationsdienstleistungen und verkaufen diese Dienstleistungen auf dem Fundraisingmarkt. Beispiele für diesen Ansatz sind Greenpeace, Transparency International oder WWF. Das zweite Modell ist das sog. Inklusionsmodell, bei dem entweder die Beschäftigten oder die Zielgruppe in marktnahe Konzepte eingebunden werden. Es wäre denkbar, dass körperlich behinderte Personen in ein Beschäftigungsmodell eingebunden werden und die Leistungen am normalen Markt verkauft werden. Beispiele sind etwa Hotels, deren Bedienstete Behinderungen aufweisen, oder Medienhäuser, deren Zeitungen von obdachlosen Personen verkauft werden. Es wäre aber auch denkbar, dass die Zielgruppe in ein Marktmodell eingebunden wird. Das ist vor allem bei Modellen in der „Bottom of the Pyramid“ (BoP) feststellbar.6 Dabei wird ein Marktkonzept entwickelt, mit dem Teilnehmer, die außerhalb der regulären Märkte liegen, eingebunden werden können. Das ist ein Modell, mit dem die Grameen-Gruppe bekannt geworden ist. Das dritte Modell ist das Mitgliedschaftsmodell. Dieses Modell, das an das europäische Genossenschaftsmodell erinnert, verbindet die Interessen mehrerer Personen zu einem Verbund. Das Modell kann man etwa bei Kaffeegenossenschaften in Lateinamerika beobachten.7