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7. Zukunft des Social Entrepreneurships

My greatest challenge has been to change the mindset of people. Mindsets play strange tricks on us. We see things the way our minds have instructed our eyes to see.” - Muhammad Yunus

Social Entrepreneurship ist eine Möglichkeit, um mit den Herausforderung unserer Zeit konstruktiv und wirkungsvoll umzugehen. In diesem Kurs konnten Sie den Blick hinter diesem Phänomen werfen, die Akteure und Treiber dieser Bewegung erleben und unter welchen Umständen sie agieren. Und Ihnen wurden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten und Rechtsformen für Social Entrepreneurs vorgestellt. Im letzten Kapitel geht es um die Zukunft. Wie sehen mögliche Entwicklungsrichtungen für Sozialunternehmer aus und wovon hängen sie ab. Dafür bieten wir Ihnen einen Beitrag von Prof. Sprinkart sowie zwei Dokumente mit Handlungsvorschlägen für die Fortentwicklung in Deutschland.

Beitrag von Prof. Karl-Peter Sprinkart und Franz-Theo Gottwald

Mehr als Zukunftsmusik - Social Business und die neue „Wir-Kultur“

Die Krisensymptome machen zusammen eines ganz klar: ein „Weiter so, wie bisher“ ist keine Option. Selbst wenn dank besonderer Marktentwicklung in Deutschland und wegen demografischer Veränderung Vollbeschäftigung erreichbar sein mag, werden die Soziallasten nicht von den in Lohnarbeit stehenden oder als selbständig tätigen Mitbürgern getragen werden können. Die Steuerquote wird schon jetzt von vielen als nicht mehr anhebbar empfunden. Die Kosten für Pflege, Rente, Krankheit explodieren weiterhin. Ganz zu schweigen von der Personalknappheit, die entstanden ist, angesichts des psychischen und sozialen Stress, der in den entsprechenden Berufsgruppen herrscht und durch Geld kaum je angemessen ausglichen werden kann.

Es braucht also soziale Innovationen, um zu erproben, was zu einem neuen Generationenvertrag zukunftseröffnend beitragen könnte. Nachhaltige soziale Innovationen sind Neuerungen, die in gesellschaftlichen Engpassbereichen wirkungsvolle Lösungen schaffen, die sich ökonomisch, sozial und ökologisch bewähren, ohne Umweltschäden anzurichten. Sie verkörpern eine Neuartigkeit, haben gute Reichweiten über lokale Lösungen hinaus und können Produktneuerungen für spezielle Bedürfnisse z.B. bei Kindern oder Senioren, Tauben oder Blinden sein. Oder aber sie bringen neue Management-Prozesse ins Leben, die Kosten sparen und die vor allem von den Betroffenen als deutliche Verbesserung z.B. von Zugängen zu sozialen Leistungen anerkannt werden können. Häufig liegen soziale Innovationen neue Struktur- und Systemgedanken zu Grunde. Sie stammen aus einer Haltung des Anders-Machens, sind Antwort auf die Frage: „Könnte es nicht ganz anders gehen?“

Soziale Innovationen erhalten ihre Energie durch soziale Fragen oder soziale Ziele, die erreicht werden sollten und nicht durch bestehende Antworten oder Angebote angegangen werden können. Ansprüche der Gesellschaft auf ein dauerhaft gutes, sicheres, befriedigendes Leben in Gemeinschaft treiben soziale Innovatoren dazu, Neuerungen zu schöpfen. Meistens handelt es sich um (zunächst) außermarktliche Ansprüche. Aber schnell z.B. durch Finanzierungsfragen genötigt, wird auch der Blick auf einen möglichen Markt geworfen oder auf den Staat als Ko-Finanzier. Dann wird geprüft, ob die Lösung für die gesellschaftlichen Ansprüche zügig gesellschaftlich sinnvoll vermarktet werden kann, oder ob es Zeit braucht, höheren kommunikativen Aufwand oder politische Hilfe, um die gefundene Lösung unter die Menschen zu bringen.

 

Eine neue „Wir-Kultur“ - Grundlage für soziales Unternehmertum

Unsere Studien zu sozialen Innovationen zeigen, dass der wesentliche Antrieb bei sozialen Neuerungen in einem neu aufblühenden Verständnis von Gemeinschaft liegt bzw. in einem tieferen sozialen Miteinander gründet. Gemeinschaft entsteht, wenn Menschen gemeinsame Werte teilen. 

Dass Menschen sich einig darin sind, was sie für wertvoll halten, schafft unmittelbar einen Sinn, der sie vereint oder verbindet. Dieser besteht aus den gemeinsam für erstrebenswert, für durchsetzungswert gehaltenen Werten. So teilen Öko-Landwirte, Mitglieder von Slow Food Deutschland und der eine oder andere handwerkliche Bäcker oder Metzger materielle Werte wie „gut“, „sauber“ und „fair“. Und auch im Leitbild nachhaltiger Entwicklung sind Wertgefüge ökologischer, sozialer und ökonomischer Art tragend und gemeinschaftsbildend, wie folgende Abbildung verdeutlicht:

Abbildung: Wertetriade nachhaltiger Entwicklung

Gemeinschaften bilden sich aus Menschen, die eine unmittelbare, emotional wie kognitiv starke Verbundenheit mit Werten erleben. Sie können sich ein gutes Leben nur vorstellen, wenn die von ihnen für tragfähig gehaltenen Werte verwirklicht werden. Für ihr Glück und ihre Lebenszufriedenheit ist eine entsprechende Wert-Erfüllung unabdingbar.

Wertverwirklichung führt zu Vertrauen und steigert Vertrauenswürdigkeit. Wertevernichtung führt zu Mißtrauen oder zu Glaubwürdigkeitsverlust und zersetzt Gemeinschaft.

Gemeinschaften zeichnen sich in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl durch den Grad an Vertrauen aus, der in ihnen belastbar gelebt werden kann.Wie der Zukunftsforscher Horst W. OPASCHOWSKI in seinen jüngsten Arbeiten zum Lebensgefühl in Deutschland nachweist, rücken die Menschen „wieder enger zusammen und vertrauen einander mehr“

„Immerhin 88 Prozent der Bundesbürger (Männer: 85 Prozent; Frauen: 90 Prozent) sagen, dass für Egoismus in der Gesellschaft immer weniger Platz ist und sie den Zusammenhalt suchen. Quer durch alle Berufs-, Alters- und Sozialschichten nimmt die Überzeugung und der Wunsch zu, dass man sich – zumal in schwierigen Zeiten – aufeinander verlassen können muss. In Zeiten des Wohllebens ist es einfach, hauptsächlich für sich selbst zu leben, sein Ego auszulegen. Wenn aber der Wohlstand auf breiter Ebene stagniert oder gar sinkt, dann treten andere Bedürfnisse in den Vordergrund. Die Menschen wünschen sich im Umgang miteinander wieder mehr menschliche Wärme und Zusammenhalt“.1

Dies stellt den Kern einer neuen Dynamik dar, die zwischen Staat, Bürgergesellschaft und dem Öffentlichen seit Beginn des 21. Jahrhunderts verstärkt wirkt. Dabei formiert das Öffentliche ein Drittes zwischen privaten Gemeinschaften wie Familien und Bürgergemeinschaften einerseits und Staat andererseits. Vereine, Stiftungen, Anstalten des öffentlichen Rechts sind Beispiele für dieses Dritte zwischen Privatem und Staatlichem. Sie geben als Dritter Sektor sogar eine eigene Wirtschaftsform ab, die für die Organisation sozial-ökologischer Werteverwirklichung maßgebend ist.

 

Abbildung: Die drei Sphären der Gesellschaft2

Menschen erleben, so zeigt es die Erforschung sozialer Neuerungen gerade im Nahraum von Familie, Freunden, Vereinen und Kommune soziale Engpässe als so herausfordernd, dass sie für das (Er-)Finden von Lösungen für ihre Werte meist hoch motiviert sind.

Sie sind auch aus der unmittelbaren schmerzhaften Wahrnehmung von leidvollen, sozial ungerechten, mit der Würde des Menschen nicht vereinbaren Situationen motiviert, eine soziale Innovation unternehmerisch durchzusetzen. Dabei tragen sie eigenes wirtschaftliches Risiko. So werden sie zu Sozialunternehmer (social entrepreneurs) und bewirtschaften Werte im Öffentlichen.

Zur gesellschaftspolitischen Verankerung von Social Business

Volle Konzentration auf das Social Business bei gleichzeitiger Nutzung einer organisierten lösungsorientierten Gemeinschaft von Personen, auf die der Social Entrepreneur oder seine Organisation zurückgreifen können, um sich in ihrer sozialen Kreativität immer wieder neu herausfordern zu lassen und so zu schnellem Anpassungsverhalten an sich ändernde Bedingungen im Markt des sozialen Geschehens finden zu können.

Förderkreise, Fördervereine, Förderstiftungen könnten rechtlich bekannte Organisationsformen sein, um Wertegemeinschaften rund um ein bestimmtes Social Business gesellschaftlich geschützt zu organisieren. Es geht also auch hier um neue Partnerschaften, um Dialog und Partizipation mit Anspruchsgruppen, die von der Dienstleistung oder dem Produkt des Social Entrepreneurs und seiner Firma Nutzen ziehen und sich darüber hinaus, oder gerade deshalb, so mit dem jeweiligen Social Business identifizieren, dass sie sich zur Weiterentwicklung der Potenziale an sozialer Kreativität, die noch nicht gehoben sind, engagieren.

Das heißt einmal mehr, dass das Feld des Gemeinschaftlichen eine zentrale und dynamisierende Rolle für Social Business hat. Diese Rolle muss allerdings gesellschaftlich viel breiter als bislang erkannt, gewürdigt und gewollt werden, damit die in Teil 1 genannten gesellschaftlichen Herausforderungen und der Innovationsstau möglichst schnell von allen Kräften der Gesellschaft und insbesondere von allen Akteuren mit sozialunternehmerischem Willen angegangen werden können. Gemeinschaft ist der Schlüssel für alle Engpässe, und deshalb muss Gemeinschaftsbildung politisch gefördert werden.

In der Studie des Center for Future Studies der European Business School in Wiesbaden „Soziale Visionen oder rentables Geschäftsmodell? Social Business in Deutschland 2030“ wird diesbezüglich der Status quo der gesellschaftspolitischen Wandlung von Social Business im deutschen Kontext umrissen.

„Hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Verankerung steckt Social Business in Deutschland jedoch noch in den Kinderschuhen. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gibt es weder eine geeignete Rechtsform, noch eine staatliche Behörde, die konkret mit der Förderung von Social Businesses beauftragt ist. Eine vergleichende Studie der Schwab Foundation aus dem Jahr 2006 zum Thema Social Entrepreneurship räumt Deutschland gegenüber seinen europäischen Nachbarn eine besondere Stellung ein und führt dies auf zwei Besonderheiten zurück (Linklaters 2010).

Zum einen werden in Deutschland soziale Bereiche und deren Institutionen in der unternehmerischen Tradition als nicht profitträchtig angesehen und wurden daher größtenteils von staatlichen und kirchlichen Strukturen übernommen. Diese finanzieren sich wiederum über Steuereinnahmen und zu einem geringen Teil über philanthropische Einnahmen in Form von Spenden. Die sozialen Unternehmer in Deutschland stehen damit historisch etablierten und gleichsam rigiden klassischen Finanzierungsstrukturen des sozialen Sektors gegenüber. Dies führt zu der Besonderheit, dass es für deutsche Social Entrepreneure besonders schwierig ist, Startgelder zu akquirieren, selbst wenn diese im Sinne des Modells zurückgezahlt werden (ebd.). Als ein weiteres Hindernis für die verbreitete Entstehung von Social Business in Deutschland identifiziert Thomas Leppert den kulturellen Umgang mit dem Scheitern – so wird der gescheiterte Versuch, eine Idee umzusetzen, in Deutschland eher negativ bewertet und als ein „Zeichen von Unvermögen und Versagen betrachtet“ (Leppert 2008). Dies ist in vielen anderen Ländern, vor allem im angelsächsischen Raum, nicht der Fall. 

Bereits bestehende Social Business Projekte loben die Begeisterung einzelner Politiker, klagen jedoch über mangelnde Unterstützung seitens staatlicher Institutionen und sehen kaum Bewegung in der deutschen Behördenlandschaft. Auch einer wirklich geeigneten Rechtsform können sie sich nicht bedienen, sondern nutzen bestehende Strukturen auf ganz verschiedene Art und Weise, als klassische oder gemeinnützige GmbHs oder als Gesellschaft bürgerlichen Rechts, teilweise in Kombination mit einer Vereinsstruktur. Diese Vielfalt in der Wahl der Rechtsform zeigt, dass eine vorrangig geeignete Form in Deutschland noch nicht besteht“. 3

 

Um eine vorrangig geeignete Form für Social Business und die es umgebenden, lösungsorientierten Gemeinschaften zu finden, bräuchte es viel mehr gesellschaftsrechtliche Aufmerksamkeit auf dem Thema. Diese könnte leicht erzeugt werden, wenn es von der öffentlichen Hand als sinnvolles und notwendiges Förderfeld erkannt würde, und hierzu beispielsweise in Deutschland ein Forschungsschwerpunkt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft aufgebaut würde oder in einem der sozial- oder rechtswissenschaftlich orientieren Max-Planck-Institut sich des Thema zeitnah angenommen würde.

Entsprechende wissenschaftliche Studien, die seitens der Politik in Auftrag gegeben und finanziert werden müssten, könnten wahrscheinlich schnell die geeigneteren von den weniger geeigneten Rechtsformen herausfiltern. Sie könnten auch ermitteln, unter welchen steuerlichen Anreizen für Investoren sich das ganze Feld des Social Business schneller als bislang entwickeln könnte.

An verschiedenen Orten wird davon gesprochen, dass ein neuer Gesellschaftsvertrag dringend gebraucht würde. So hat der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) jüngst eine Studie „Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ vorgelegt. Auch wenn diese Studie sich vornehmlich auf Klimaverträglichkeit und Klimaschutz bezieht, lassen sich von dem hier zugrunde liegenden Verständnis von Verantwortung, Partizipation, Zusammenwirken des gestaltenden Staats mit der aktivierenden Bürgergesellschaft, grundlegende Muster herausfiltern, die auch genutzt werden könnten, um der Politik Argumente an die Hand zu geben, soziale Engpässe in ähnlicher Weise fördernd aufzulösen.

Es geht bei dem neuen Gesellschaftsvertrag für eine nachhaltige Entwicklung, die klimaverträglich ist und sozial gerecht ist um die Gestaltung der zentralen Idee, dass Einzelmenschen und Zivilgesellschaften, dass Staaten und die Staatengemeinschaft, genauso wie die Wirtschaft und die Wissenschaft kollektiv Verantwortung für die Abwendung vorhersehbarer Gefährdungen übernehmen. 

„Der Gesellschaftsvertrag kombiniert eine Kultur der Achtsamkeit (aus ökologischer Verantwortung) mit einer Kultur der Teilhabe (als demokratische Verantwortung) sowie mit einer Kultur der Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen“.4

Ein zentrales Element in einem solchen Gesellschaftsvertrag ist der „gestaltende Staat, der für die Transformation aktiv Prioritäten setzt, gleichzeitig erweitere Partizipationsmöglichkeiten für seine Bürger bietet und der Wirtschaft Handlungsoptionen für Nachhaltigkeit eröffnet“

„... Das Konzept eines neuen Gesellschaftsvertrages für die Transformation zur Nachhaltigkeit – weniger auf dem Papier als im Bewusstsein der Menschen – entwickelt der WBGU in Analogie zur Herausbildung der Industriegesellschaften im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Karl Polanyi (1944) bezeichnete diesen Prozess ebenfalls als eine ‚Große Transformation’ und zeigte, dass die Stabilisierung und Akzeptanz der ‚modernen Industriegesellschaften’ erst durch die Einbettung der ungesteuerten Marktdynamiken und Innovationsprozesse in Rechtsstaat, Demokratie und wohlfahrtsstaatliche Arrangements gelang – also durch die Emergenz eines neuen Gesellschaftsvertrags.“ 5

Social Business kann eine besondere Rolle in dieser großen Transformation einnehmen. Um diese Rolle genauer zu fassen, braucht es, analog zu der Umwelt- und Klimadimension, auch für die soziale Dimension ein „transformatives Quartett der Wissensgesellschaft“.

Wir schließen uns dem WBGU an, der eine Unterscheidung zwischen Transformationsforschung und Transformationsbildung einerseits, sowie transformativer Forschung und transformativer Bildung andererseits vorschlägt. „Transformationsforschung bzw. Transformationsbildung haben den Umbau selbst und die Bedingung seiner Möglichkeit zum Gegenstand. Transformative Forschung bzw. transformative Bildung sollen den Umbauprozess durch spezifische Informationen, Methoden und Technologien befördern“.6

Abbildung: Typisierung der Forschung und Bildung für die Transformation. Quelle: WBGU) 7

Im Kontext von Social Business wollen wir besonders auf die Transformationsbildung und die transformative Bildung im Sinne des WBGU eingehen, weil dadurch die nötige zügige Mobilisierung der Bürgergesellschaft noch stärker befördert wird, als durch die Forschung, obzwar Forschung und Bildung immer zusammengehen müssen. 

„Die Transformationsbildung (Tb) stellt der Gesellschaft die Erkenntnisse der Transformationsforschung zur Verfügung. Als ‚Bildung zur Teilhabe’ reflektiert sie kritisch die notwendigen Grundlagen – wie ein fundiertes Verständnis des Handlungsdruckes und globales Verantwortungsbewusstsein – und generiert ein systemisches Verständnis der Handlungsoptionen.... Es sollten geeignete Narrative des Wandels entwickelt werden, um diese über kreative Formen der Wissenskommunikation in den Alltagsdiskurs einzuspeisen und dort weiter zu entfalten. Durch einen Fokus auf die Rolle von Pionieren des Wandels kann das Verständnis um die Voraussetzungen für Transformation in der Bildung verankert werden. Nur über ein dynamisches Weltbild lässt sich Veränderung denken. Bildungseinrichtungen sollten hierzu verstärkt nachhaltigkeitsorientiertes Wissen vermitteln sowie befähigen, lebenslang lernen zu lernen und systemisch zu denken. Dazu gehört auch ein besseres Verständnis des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses mit seinen Möglichkeiten und Grenzen.

Die transformative Bildung (tB) generiert ein Verständnis für Handlungsoptionen und Lösungsansätze. Entsprechende Bildungsinhalte betreffen z.B. Innovationen, von denen eine transformative Wirkung zu erwarten oder bereits eingetreten ist. Der Stand der Forschung sollte verständlich aufbereitet und aktiv in die Gesellschaft kommuniziert werden. Dazu sollte in den Bildungsangeboten möglichst ein Bezug zu Schlüsselfaktoren der Transformation hergestellt werden.... 

In beiden Ausprägungen der Bildung gilt es, die Gesellschaft als Teilhaber am Transformationsprozess zu verstehen und ihr in Zukunft auch in der Bildung Partizipation zu ermöglichen. Nur wenn der Mensch sich als aktiver Faktor des vermittelten Kontextes versteht, kann er auch die transformative Kraft seiner Handlungen begreifen. Entsprechende Bildungsstrukturen sind hierfür wesentliche Voraussetzung“.8

Die aktuelle Strategie der schwarz-gelben Bundesregierung wurde vom Bundeskabinett am 6. Oktober 2010 als „nationale Engagement-Strategie“ und als „Nationale Strategie zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen“ beschlossen. Hier wird versucht, bürgerschaftliches Engagement und Corporate Social Responsibility zu verbinden.

Die nationale Engagement-Strategie der Bundesregierung soll dazu dienen, den „...Grundstein für eine zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besser aufeinander abgestimmte Engagement-Forderung in Deutschland zu legen“ – so die Pressemitteilung nach der Beschlussfassung durch das Bundeskabinett.

In diesem Zusammenhang wurde auch eine neue Planstelle geschaffen, eine „Anlaufstelle für soziale Innovationen“. Damit ist ein guter Anfang gemacht zu dokumentieren, dass Gemeinschaftsbildung, soziale Innovationen und Social Business als gesellschaftlicher Bedarf politisch erkannt und mit Maßnahmen hinterlegt und seine Gestaltung auch gewollt ist. Ob dies allerdings für die „große Transformation“ reicht, wird sich erst herausstellen müssen.

Wahrscheinlich braucht es, wie weiter oben angeführt, ein Vielfaches an Finanzmitteln für Forschung und Bildung der öffentlichen Hand, um angesichts der Geschwindigkeit des demographischen Wandels und anderer gesellschaftlicher Herausforderungen in den kommenden 20 Jahren den Sozialstaat so umzubauen, dass die Daseinsvorsorge auch unternehmerisch mit Social Businesses in dichter Zahl betrieben werden kann.

 

Pflichtlektüre

Ashoka-Wie überwinden wir Hürden für soziale Problemlöser

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