3.1. Seltene Erden Neodym und Europium
Die Stoffgruppe der Seltenen Erden hast du bereits im letzten Kapitel kennengelernt. In Flachbildschirmen sind vor allem die Elemente Neodym und Europium verbaut. Beide erfüllen komplett unterschiedliche Aufgaben, ein weiteres Indiz für die Vielseitigkeit der Seltenen Erden. Die Abbildungen zeigen die Abbaugebiete beider Elemente. Auffällig ist, dass, obwohl Neodym auch in anderen Regionen der Welt abgebaut wird, der Förderschwerpunkt beider Elemente in der Volksrepublik China liegt.
Hier zeigt sich eine erste potentielle Problematik der beiden Seltenerdelemente: Es existiert ein globales Ungleichgewicht hinsichtlich der Lagerstätten und Förderung (übrigens spricht man von einer Seltene Erden-Lagerstätte erst, wenn man von ihnen 1kg in einer Tonne Gestein (z.B. Eisenerz) findet). Momentan hält China nahezu ein Monopol auf die Förderung der Elemente. Dies ist ökonomisch kritisch, da so der Weltmarkt bewusst beeinflusst werden kann. Dies geschah beispielsweise in den Jahren 2010 und 2011, als China einen Exportstopp für Seltene Erden verhängte.
Quelle: Ökoinstitut e.V. 2011
Die Preise für sämtliche Seltenerdelemente schossen in die Höhe und pendelten sich erst wieder ein, als China den Export fortsetzte.
Nachfolgend findest du eine Übersicht, wie sich die Preise für Europium prozentual verändert haben:
Quelle: https://www.goldsilber.org/wertentwicklung-technologiemetalle.php
Du siehst, der Preis für Europium ist extrem in den Keller gegangen und ist um fast 98% gefallen. Nicht ganz so extrem, aber ebenfalls erheblich sind auch die Preise der meisten anderen Seltenerdelemente seit Ende 2011 gefallen.
Sowohl Neodym als auch Europium bringen neben ökonomischen (wirtschaftlichen) Risiken auch einige ökologische (Umweltprobleme) und soziale Probleme mit sich. Abbau und Verhüttung der Elemente ist mit starkem Chemikalieneinsatz verbunden. Diese werden teilweise nicht fachgerecht gelagert und so kann es sein, dass über undichte Rückhaltebecken (große Becken, in denen "verbrauchte" Chemikalien gelagert werden) Chemikalien ins Grundwasser gelangen. Da bei der Förderung auch das radioaktive Element Thorium gewonnen wird, entsteht hier eine weitere Gefahrenquelle für Mensch und Umwelt. Arbeiter*innen in den Minen und Verhüttungsanlagen sind konstant einem erhöhten Strahlengehalt ausgesetzt.
Einige Verarbeitungsstätten (wie Erzhütten und Rückhaltebecken) der weltgrößten Seltenerdmine Bayan-Obo befinden sich beispielsweise nahe der Stadt Baotou (China).
Quelle: Google Earth 2017 / Zepf
Die Verarbeitung findet westlich der Stadt statt. Da sich Baotou in der Westwindzone befindet, werden konstant chemische Dämpfe und Staub ins Stadtgebiet hineingeweht. Mittlerweile lassen sich bei der Bevölkerung erhöhte Fallzahlen von Lungenkrankheiten, Diabetes, Osteoporose und sogar ein erhöhter Schwermetallgehalt im Blut feststellen!
Es lässt sich also festhalten, dass die Förderung von Seltenen Erden sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Belastungen mit sich bringt. Aus diesem Grund wird die gesamte Stoffgruppe der Seltenen Erden auch zu den kritischen Elementen gezählt, obwohl selbstverständlich Unterschiede zwischen den einzelnen Elementen bestehen.