2.2.2.2. Episodisches Interview
Allgemeine Informationen
Unterschied zum narrativen Interview
Im Grunde besteht ein episodisches Interview abwechselnd aus offenen Erzählaufforderungen (hier fördert man episodisches Wissen zu Tage) und präzisierenden, semantisch-argumentativ orientierten Befragungen (hier geht es um semantisches Wissen). Die Erzählaufforderungen visieren in der Regel einen kleineren Ausschnitt aus dem Leben des Befragten an bzw. grenzen das Befragungsthema stärker ein, als es das oben vorgestellte narrative Interview tut.
Beschreibung
Das episodische Interview gibt Raum für kontextbezogene Darstellungen in Form von Erzählungen, z.B. „Erzählen Sie mir bitte, wie es dazu kam, dass Sie die gesamte Energieversorgung Ihres Hauses auf Sonnenenergie umgestellt haben". Zudem wird im episodischen Interview semantisches Wissen erhoben. Die Erhebung von konkret-semantischem Wissen (z.B.: Wie funktionieren Kollektoren?) kann in eine argumentativ-theoretische Darstellung führen, wohingegen die Erzählung nur in eine kontextbezogene-interpretative Darstellung münden kann. Damit verbindet das episodische Interview die Vorteile des narrativen Interviews mit den Vorteilen des Leitfaden-Interviews. Man könnte sogar von einer Zugangs-Triangulation sprechen.
Einsatzfeld
Grundsätzlich geben Erzählungen den Befragten mehr Raum zur Darstellung eigener Sichtweisen als Befragungsverfahren, die konkrete Themen und die Struktur zur Behandlung derselben vorgeben. Welche Form der Befragung, narrativ oder episodisch, Einsatz finden sollte, lässt sich nur im Einzelfall in Abhängigkeit des Forschungsinteresses bestimmen. Um dem Fall vorzubeugen, dass der Befragte im Erzählfluss Wirklichkeit und Fiktion nicht mehr trennen kann, lohnt es sich, dialogisch vorzugehen (wie im episodischen Interview) bzw. „soziale Kontrolle" einzuführen, wie sie z.B. beim familiengeschichtlichen Erzählen zu finden ist.
Vor- & Nachteile
Günstige Kommunikationssituation
Die Kommunikationssituation im episodischen Interview ist natürlicher als im narrativen Interview: Sie gleicht mehr einer echten Kommunikation zwischen Interviewer und Befragtem, da die Erzählabschnitte kürzer sind und rascher nachgefragt werden kann.
Nachteile
Wie im narrativen Interview kann nicht davon ausgegangen werden, dass jeder Proband in der Lage ist, spontan zusammenhängend zu erzählen. Dies relativiert sich jedoch, da es im episodischen Interview nicht um große Erzählungen geht, sondern um kleinere umgrenzte Erzählungen. Die Kompetenzanforderungen an die Interviewer sind hoch, weswegen hohe Fallzahlen u.U. mit erheblichem Aufwand an Interviewertraining einhergehen.