2.2.2.3. Familiengeschichtliches Erzählen (Gemeinsames Erzählen)
Allgemeine Informationen
Beschreibung
Familiengeschichtliches Erzählen erfolgt vor allem im Rahmen von Familienstudien. Es können aber auch andere Institutionen/Teams/Gemeinschaften mit dieser Methode analysiert werden.
Durchführung
Alle in einem Haushalt lebenden Familienmitglieder werden in ihrem Zuhause gebeten, aus ihrem Familienleben zu erzählen. Auf methodisch angeleitete Interventionen verzichtet das Beobachterteam, sodass sich die Familie in ihrer Kommunikation nicht beeinträchtigt fühlt. Im Anschluss an die gemeinsame Erzählung werden, ähnlich wie im narrativen Interview, Verständnis- und Konkretisierungsfragen anhand einer Kontrollliste gestellt. Diese Methode erfordert die Erstellung ausführlicher Beobachtungsprotokolle (Gesprächsinteraktion, Lebenszusammenhang der Familie, Einrichtung des Hauses etc.).
Vor- Nachteile
Besonderheiten
Das gemeinsame Erzählen ermöglicht neben der Analyse der Erzählung auch eine Interaktionsanalyse. Sie liefert neben den Gesprächsergebnissen auch Daten, aus denen hervorgeht, wie Familien Wirklichkeit für sich und für den Beobachter konstruieren und dadurch zu diesen Ergebnissen kommen. Damit wird diese Methode für die Familienforschung hochrelevant.
Nachteile
Gemeinschaftliches Erzählen liefert neben Ergebnisdaten zusätzlich Interaktionsdaten und Begleitdaten (Wohnungseinrichtung etc.). Eine Vorstrukturierung dieser Daten ist durch den Verzicht auf Interventionen nicht möglich. Damit potenziert sich der Ressourcenbedarf für die Anwendung. Hohe Fallzahlen sind für den „Einzelforscher" fast ausgeschlossen.