2.5.3.1. Einsatzmöglichkeiten I
Aufzeichnung, Nachbearbeitung und Distribution
In den letzten Jahren stehen dem Forscher immer mehr Aufzeichnungswerkzeuge für verbale und visuelle Daten zur Verfügung. Digitale Audiorecorder, digitale Foto- und Videokameras einschließlich der nachgelagerten Bearbeitungsmöglichkeiten sind nicht nur verfügbar, sondern auch zunehmend erschwinglicher geworden. Anders als analoge Medien erlauben digitale Medien auch ohne allzu große technische Kenntnisse, Daten in einer Art aufzuzeichnen, aufzubereiten und nachzubearbeiten, die früher nur Medienprofis erreicht haben. Zur schnellen Weitergabe und gegebenenfalls räumlich verteilten Bearbeitung von Daten stiftet das Internet großen Nutzen. Mit Einschränkungen muss man im Prinzip nur noch bei großen Bilddatenbeständen oder Videodatenströmen rechnen.
Rekrutierung von „Untersuchungssubjekten"
Während die Vorteile der neuen Medien für Aufzeichnung, Aufbereitung und Nachbearbeitung in der Forschung hinlänglich bekannt sind, wird wenig über die neuen Möglichkeiten diskutiert, auch Zielgruppen für Untersuchungen via Internet zu rekrutieren. Eine größere Anzahl von möglichen Untersuchungssubjekten und Interessenten anzusprechen, wird auf diesem Wege sehr effizient. Da diese Personen dann aber auch räumlich verteilt sein können, macht der Online-Weg der Rekrutierung vor allem (bzw. nur dann) Sinn, wenn auch die Datenerhebung größere Online-Anteile vorsieht und das Internet Teil der Forschungsmethode ist.
Datenquelle und Forschungsgegenstand
Das Internet als größtenteils (hyper)textbasiertes Medium kann natürlich auch selbst als Forschungsgegenstand für qualitative Sozialforschung dienen. Viele soziale Phänomene wie verteilte Zusammenarbeit, computerbasierte Kommunikationsprozesse und globale Vernetzung von Interessensgruppen lassen sich nur oder besonders gut im Internet untersuchen. Dies hängt mit der wachsenden digitalen Durchgängigkeit von Medien bei der Erstellung von Dokumenten zusammen (s.o.). Es gibt inzwischen eine Vielzahl digitaler Dienste, die regelmäßiges Publizieren von eigenen Gedanken und Erlebnissen ermöglichen (Weblogs), den öffentlichen Austausch von Bildern unterstützen (https://www.flickr.com) und Prozesse der netzgestützten Zusammenarbeit detailliert protokollieren (Wikis mit dem Vorzeigebeispiel wikipedia.org).