2.2.3. Die Gruppendiskussion als Gruppenverfahren
Allgemeine Informationen
Entstehung
Die Gruppendiskussion hat ihren Ursprung in den 1950er Jahren in den USA. Dort wurde sie in sozialpsychologischen Kleingruppenexperimenten eingesetzt (Lewin, 1936; Cartwrigth & Zander, 1953)1, bei denen Gruppenprozesse im Vordergrund standen. Diese relativ junge Methode fasste dann - vor allem in der kommerziellen Markt- und Meinungsforschung - als „Focus-Group" rasch Fuß, z.B. zur Vorbereitung von Befragungen, Untersuchung von Motivationsstrukturen etc. (vgl. Bortz & Döring, 1995, S. 294).2
Beschreibung
Die Gruppendiskussion ist eng verwandt mit der Methode der Befragung und kann als „eine spezifische Form des Gruppeninterviews" (Lamnek, 1995, S. 125)3 gesehen werden; also als ein Gespräch unter „Laborbedingungen", in dem mehrere Personen zu einem Thema, das ein Diskussionsleiter benennt, Auskunft geben. Es kann „vermittelnde" wie auch „ermittelnde" Ausprägungen haben. Im ersten Fall dienen Gruppendiskussionen dazu, Gruppen- und somit Aushandlungsprozesse aufzudecken, im zweiten Fall interessiert man sich mehr für Informationen als inhaltliche Ergebnisse der Diskussion. In der sozialwissenschaftlichen Forschung handelt es sich in der Regel um „ermittelnde" Verfahren (Lamnek, 1995, S. 134).4
Ziele
Folgende typische Ziele können einer Gruppendiskussion zugrunde liegen:
- Meinungen und Einstellungen einzelner Teilnehmer einer Gruppe erheben;
- die Meinung der Gruppe als größere soziale Einheit erheben (Stichwort: informelle Gruppenmeinung);
- Bewusstseinsstrukturen, die Meinungen und Einstellungen zugrunde liegen, erheben;
- gruppenspezifische Verhaltensweisen erforschen;
- Gruppenprozesse, die allgemein meinungsbildend oder -verändernd sind, erforschen;
- Problemlösungsprozesse in der Gruppe analysieren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass einerseits Einzel- und Gruppenmeinungen erhoben werden, andererseits Aushandlungs- oder Problemlösungsprozesse im Zielfeld des Erkenntnisinteresses liegen.