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2.2.3.1. Umsetzungshinweise

Durchführung

Im Grunde beginnt die Gruppendiskussion als Methode bereits mit der Auswahl der Teilnehmer. Die optimale Gruppengröße liegt zwischen 5 und 12 Teilnehmern. Sie werden in der Regel als „Realgruppe" gezielt ausgewählt, können aber auch als künstliche Gruppe auftreten (theore­tical sampling). Zunächst stellen sich Moderator und Teilnehmer vor; anschließend weist der Moderator darauf hin, dass die Teilnahme frei­willig ist, die Diskussion evtl. aufgezeichnet wird und die Ergebnisse anonymisiert werden (Explikation). Dem folgt die Präsentation eines „Grundreizes", der eine allgemeine Diskussion entfachen soll; wenn nö­tig werden provokante Thesen formuliert. Die Diskussion wird mode­rierend begleitet (nachfragen, paraphrasieren, kontrastieren etc.); die Diskussion wird aufgezeichnet (idealer Weise mit Video). Der Stil des Moderators ist zurückhaltend, also non-direktiv.

Auswertung

Die letzte Phase ist die Transkription und Auswertung der Protokolle. Die Auswertung kann sich vom jeweiligen Erkenntnisinteresse her un­terschiedlich gestalten. So empfiehlt es sich, bei einem „vermittelnden" Erkenntnisinteresse statistisch-quantitative Analyseverfahren einzuset­zen. Um jedoch die inhaltlichen Aspekte einer Diskussion herauszu­arbeiten (ermittelndes Erkenntnisinteresse) bieten sich interpretativ-reduktive Analysemethoden an. Generell gilt, den Analyseprozess so weit wie möglich zu dokumentieren und offen zu legen.

Rolle des Moderators

In wenigen Fällen überlässt der Diskussionsleiter die Gruppe ihrer Ei­gendynamik. In den meisten Fällen steuert er aus pragmatischen Ge­sichtspunkten die Diskussion. Man kann drei zentrale Leitungsaufgaben benennen (vgl. Flick, 2002, S. 174)1:

  • Formale Leitung: Führen der Rednerliste, Festlegen von Diskus­sionsbeginn, -ablauf und -ende.
  • Thematische Leitung: Lenken der Diskussion durch Fragen in Rich­tung des Erkenntnisinteresses.
  • Dynamische Leitung: Provokation der Teilnehmer, Polarisieren der Meinungen, gezielte Ansprache zurückhaltender Teilnehmer etc.

„Für die Aufgaben des Diskussionsleiters gilt generell, unter geringster Störung der Eigeninitiative den Teilnehmern möglichst freien Spielraum zu lassen, sodass die Diskussion in erster Linie durch den Austausch von Argumenten in Gang gehalten wird" (Flick, 2002, S. 174)2.

Sonderform: Focus Groups

Focus-Gruppen-Diskussionen sind eine Sonderform der Gruppendis­kussion und hauptsächlich in der Markt- und Meinungsforschung anzu­treffen. So werden z.B. neue Produkte präsentiert, über die anschießend in einer Gruppe von Testpersonen diskutiert wird. „Auch hier liegt der Akzent auf den interaktiven Aspekt der Datensammlung" (Flick, 2002, S. 180)3. Ihre Struktur und Grenzen sind mit der Gruppendiskussion zu vergleichen.

Focus-Groups sind nützlich um (vgl. Morgan 1988, S. 11)4,

  • Fragebögen zu entwickeln,
  • Interviewleitfäden zu entwickeln oder zu prüfen,
  • grundsätzliche Einschätzungen von Gruppen vorzunehmen und
  • grundsätzlich Orientierung im Feld zu erlangen.