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2.2.4.1. Beobachtungstypen

Es gibt vier Grundtypen der Beobachtung (Bortz & Döring, 1995, S. 245)1:

(a)     Offene/verdeckte Beobachtung, je nach dem ob die beobachteten Personen wissen, dass sie beobachtet werden, oder nicht.

(b)     Teilnehmende/nicht-teilnehmende Beobachtung, je nachdem, ob der Beobachter am zu beobachtenden Geschehen aktiv teilnimmt oder nicht.

(c)     Beobachtung in natürlich/künstlicher Situation, je nachdem, ob sich die zu beobachtenden Personen in ihrem natürlichen Umfeld oder in einem „Labor" befinden.

(d)     Systematische/Unsystematische Beobachtung, je nachdem, ob ein ausformuliertes Beobachtungskategoriensystem vorliegt oder nicht.

Teilnehmende Beobachtung

Der Forscher steht bei der teilnehmenden Beobachtung (Feldbeobach­tung) nicht passiv außerhalb des Untersuchungsgegenstandes, sondern ist selbst Teil des beobachteten sozialen Systems (Mayring, 1993, S. 56)2. Es ist das Anliegen der teilnehmenden Beobachtung, Aussagen da­rüber zu treffen, wie sich Menschen in ihrer sozialen Umwelt verhalten, wenn kein Forscher sie direkt oder indirekt beeinflusst. Es ist jedoch nicht einfach, als teilnehmender Beobachter einerseits integriert zu werden und andererseits den natürlichen Ablauf des Geschehens nicht zu verändern. Da das gleichzeitige Beobachten und Protokollieren dem eigentlichen Sinn einer teilnehmenden Beobachtung zuwiderläuft, kann das Beobachtete erst nachAbschluss der Beobachtung schriftlich fixiert werden. Dass dabei Gedächtnislücken und subjektive Fehlinterpretatio­nen den Wert derartiger Protokolle in Frage stellen können, liegt auf der Hand (Bortz & Döring, 1995, S. 240f)3.

Unstandardisierte (qualitative) Beobachtung

Die unstandardisierte oder auch qualitative Beobachtung ähnelt sehr der Alltagsbeobachtungen und findet sich im Bereich der Organisa­tionsforschung, besonders in der Ethnographie, wieder, wobei eine umfassende Beobachtung fast gänzlich ohne methodische Einschrän­kungen durchgeführt wird und meist im natürlichenUmfeld stattfindet. Zudem erfolgt eine aktive Teilnahme des Beobachters am Geschehen, wodurch eine direkte Interaktion erfolgt und damit die Subjekt-Objekt-Trennung aufgehoben ist. Sie wird meist verwendet, um größere Ein­heiten, Systeme und Verhaltensmuster sowie subjektive Eindrücke des Beobachters, bspw. bei einem ersten Rundgang durch die Organisation zu sammeln oder um erste Hypothesen für das weitere Forschungsvor­gehen zu generieren. Dazu werden meist offene Beobachtungskatego­rien und/oder Fragestellungen als Hilfestellungen für den Beobachter verwendet (Bortz & Döring, 1995, S. 296f)4.

Systematische und unsystematische Beobachtung

Grundsätzlich kann bei der wissenschaftlichen Verhaltensbeobachtung zwischen unsystematischer (freier) und systematischer (standardisier­ter, strukturierter, kontrollierter) Vorgehensweise unterschieden wer­den, wobei die Gesamtheit der Aktionen und Reaktionen eines Menschen, also dessen Verhalten, wahrgenommen und erfasst wird.

Mischformen der Beobachtung

Zwischen den Polen systematisch/unsystematisch, nicht teilnehmend/ teilnehmend und offen/verdeckt sind viele Mischformen z.B. in Form einer halbstandardisierten Beobachtung denkbar, das heißt: Es kann sich je nach Objekt und Ziel der Beobachtung die Gestaltung der Beobachtungsvorgabe, des Ablaufs und der Einbettung verändern (Stier, 1999, S. 168)5. Beispiele sind: A) Teilnehmend/offen: Eine Be­triebspsychologin beteiligt sich an einem Mitarbeitergespräch. B) Nicht teilnehmend/verdeckt: Ein Entwicklungspsychologe beobachtet zwei Kinder durch eine Einwegschreibe (Bortz & Döring, 1995, S. 245)6. C) Nicht teilnehmend/offen: Ein Forscher beobachtet eine Schulklasse. Er sitzt im Klassenraum, beteiligt sich aber nicht am Unterrichtsgespräch.