2.2.6.1. Umsetzungshinweise
Kriterien für Dokumentenauswahl
Die Kriterien für die Auswahl von Dokumenten, die einer Dokumentenanalyse unterzogen werden sollen, sind:
- Art des Dokuments: Urkunden, Akten u.ä. sind zuverlässiger als Zeitungsartikel.
- Äußere Merkmale: (Erhaltungs-)Zustand und Materialbeschaffenheit (z.B. noch gut zu lesen, oder schon vergilbt).
- Innere Merkmale: Inhalt (schriftlichen Quellen) und Aussagekraft (Gegenstände)
- Intendiertheit: Ursprüngliche Funktion des Dokuments (Vertrag, Fälschung, Gebrauchstext etc.).
- Gegenstandsnähe: zeitlich, räumlich, sozial (bzgl. Untersuchungsinteresse).
- Herkunft (Geschichte des Dokuments): Wo gefunden, woher stammt es, wie ist es überliefert worden?
Interpretierbarkeit und Aussagewert
Die ausgewählten Dokumente müssen Schlüsse auf menschliches Denken, Fühlen, Handeln zulassen, d.h. interpretierbar sein. Zudem ist eine genaue Definition des Ausgangsmaterials in Bezug auf die Fragestellung grundlegend. Der Aussagewert sollte explizit beurteilt werden. Es kann unter Umständen eine quantitative Erschließung bestimmter Anwendungsgebiete sinnvoll sein. Eine Dokumentenanalyse ist dann von Bedeutung, wenn kein direkter Zugang durch Befragen, Messen, Beobachten möglich, aber Material vorhanden ist.
Auswertung und Zielsetzung
Die Auswertung der ausgewählten Dokumente erfolgt in der qualitativen Forschung nicht nach quantitativen Kriterien, wie beispielsweise der Häufigkeit bestimmter Motive oder einzelner Textelemente, sondern sie orientiert sich am interpretativen Paradigma. So werden die ausgewählten Dokumente nicht anhand eines im voraus definierten Kategoriensystems systematisch analysiert, um festgelegte Aspekte aus den Dokumenten herauszufiltern, sondern in Anlehnung an die sozialwissenschaftlich-hermeneutische Paraphrase interpretativ und hermeneutisch gedeutet (Mayring, 1993, S. 82)1. Mischformen qualitativer und quantitativer Herangehensweise an Dokumente sind allerdings auch hier möglich. Entscheidend bei der Auswertung und Deutung des Materials ist das Vorverständnis des Forschers, das sich aus wissenschaftlichen Theorien und empirischen Erkenntnissen entwickelt hat. Das Ziel der Dokumentenanalyse liegt im Wesentlichen auf dem Verstehen des Sinns der Dokumente (Kromrey, 1994, S. 169)2.