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2.4.7. Delphi-Studie

Allgemeine Informationen

Beschreibung

Bei der Delphi-Methode handelt es sich um ein Entscheidungsver­fahren, eine strukturierte Gruppenkommunikation, deren Ziel es ist, aus Einzelbeiträgen der an der Delphi-Studie beteiligten Personen konsensorientierte Lösungen für komplexe Probleme zu erarbeiten. Sie findet besonders dann Anwendung, wenn es um die Einschätzung und Vorhersage von Sachverhalten geht, die nicht direkt abgebildet werden können, da sie nicht aktuell präsent oder real existent sind (z.B. weil sie in der Zukunft oder Vergangenheit liegen). Oft sind kreative Leistungen von Experten unterschiedlichster Fachrichtungen gefragt. Bei den meisten Delphi-Studien liegt der Zeithorizont in der Zukunft (10 oder mehr Jahre). Die Grundidee der Delphi-Methode liegt darin, über mehrere Befragungswellen Expertenmeinungen zu definierten Problemstellungen einzuholen und diese Erkenntnisse z.B. für einen Blick in die Zukunft oder als Entscheidungshilfen zu nutzen (Reinmann-Rothmeier & Mandl, 19981; Häder & Häder, 20002).

Definitionen

Eine einheitliche Definition der Delphi-Methode lässt sich kaum aus­machen. Schon 1975 stellte Sackman bei einer Auswertung von 150 Studien fest, dass es keine anerkannte Arbeitsdefinition für diese Methode gibt (Häder & Häder, 2000). Die Vielfalt ist begründet durch viele unterschiedliche Erwartungen an die Anwendung der Methode. So sehen eine Reihe von Autoren die Delphi-Technik allgemein als „Instrument zur verbesserten Erfassung von Gruppenmeinungen bzw. zur Steuerung der Gruppenkommunikation" an (Häder & Häder, 2000, S. 12). Andere betonen eher das Leistungsvermögen von Delphi-Studien als Methode zur Problemlösung. Häder und Häder (2000) betonen aus heutiger Sicht eine Entwicklung in der Charakte­risierung von Delphi: „Während zunächst die gruppendynamischen Merkmale für die Bestimmung des Wesens von Delphi zentral waren, betonen neuere Bestimmungen stärker den Problemlösungscharakter bzw. den Umgang mit Ungewissheit" (Häder & Häder, 2000, S. 13).

Entstehung

Die Delphi-Methode wurde erstmals Anfang der 1950er-Jahre in einer von der Air Force finanzierten RAND (Zusammenführung der Begriffe research und development) Corporation Studie eingesetzt, dort als „Project Delphi" bezeichnet und diente der Landesverteidigungsfor­schung. Im Rahmen von 14 Experimenten nutzte die Corporation die Methode, um mögliche Ziele sowjetischer Angriffe auf die USA abzuschätzen. Bekannt wurde Delphi schließlich durch einen 1964 ebenfalls von der RAND Corporation erarbeiteten „Report on a Long Range Forecasting Study". Das Ziel dieser Studie bestand in einer langfristigen Vorhersage wissenschaftlicher und technischer Entwick­lungen.

Einsatzfeld

Die Anwendbarkeit der Delphi-Methode erstreckt sich auf viele Ge­biete; einige haben sich aber im Lauf der Zeit als „typisch" herausgestellt (Häder & Häder, 2000):

  • Wissenschafts- und Technologie-Entwicklung 
  • Bildungswesen (z.B. Hochschulforschung)
  • Tourismus
  • Gesundheitswesen
  • Politik

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