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2.3.5.2. Narrative Analysen

Theoretischer Hintergrund von narrativen Analysen ist die Orientierung an der Analyse subjektiven Sinns, wozu vor allem narrative Interviews als Erhebungsverfahren verwendet werden.

Einsatzfeld

Narrative Analysen befassen sich mit der Auswertung von Texten, die als schriftlich fixierte Ergebnisse aus narrativen Interviews vorliegen. Deren Anwendungsgebiete liegen vorwiegend in der Biographieforschung.

Analyseverfahren

In der Literatur wird zwi­schen zwei narrativen Analyseverfahren unterschieden (vgl. Flick, 1996)1:

  • Analyse narrativer Interviews zur Rekonstruktion von Ereignissen
  • Analyse narrativer Daten als Lebenskonstruktion 

Bei der Analyse narrativer Interviews zur Rekonstruktion von Ereignissen geht man davon aus, dass sich das Erzählte auch tatsächlich so ereignet hat. Die Analyse narrativer Daten als Lebenskonstruktionen richtet ihren Fokus auf Konstruktionen von Ereignissen im Alltag und Alltagswissen (Flick, 1996, S.226)2.

Rekonstruktion von Ereignissen

Die Analyse narrativer Interviews zur Rekonstruktion von Ereignissen  kann in folgende Auswertungsschritte aufgeteilt werden (Heinze, 2001, S.172-176)3:

  1. Formale Textanalyse: Segmentierung nach zeitlicher Abfolge und Aufteilung in Analyseeinheiten.
  2. Strukturelle Beschreibung: Auslegung der einzelnen Segmente, Hin­terfragung ihrer Bedeutungseinheiten.
  3. Gesamtformung: Rekonstruktion der Fallgeschichte, der erlebten Lebensgeschichte.
  4. Wissensanalyse: Einbeziehung der wertenden und theoretischen Se­quenzen, Kontrastierung mit der bisher im Zentrum stehenden Er­zählung.
  5. Kontrastive Vergleichsphase: Kontrastierung mit anderen Lebensge­schichten aus anderen Interviews.
  6. Konstruktion eines theoretischen Modellunter Verwendung sozial­wissenschaftlicher Theoriebestände und Hypothesen.

Lebenskonstruktionen

Hingegen befasst sich die Analyse narrativer Daten als Lebenskonstruktion mit Lebensgeschichten als soziale Konstruktion, die in ihrer konkreten Ausformung auf Mustererzählungen und -lebensgeschichten zurückgreifen, die die jeweilige Kultur anbietet. Eine Interpretation kann wie folgt ablaufen (Flick, 1996, S.225)4:

  1. Transkription des narrativen Interviews,
  2. Darstellung des Textes als eine Einheit,
  3. Unterteilung des Textes in Schlüsseleinheiten der Erfahrung,
  4. sprachliche und interpretative Analyse jeder Einheit,
  5. serielle Entfaltung und Interpretation der Bedeutungen des Textes für die Beteiligten,
  6. Entwicklung einer Arbeitsinterpretation des Textes,
  7. Überprüfung dieser Hypothesen an folgenden Textabschnitten,
  8. Begreifen des Textes als Ganzheit und die Darstellung der verschie­denen Interpretationen, die innerhalb des Textes vorkommen.