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2.3.4.2. Theoretisches Kodieren

Die erstellten Memos werden anschließend durch theoretisches Kodieren analysiert. „Durch Kodieren werden einer Textstelle - dem Indikator - ein oder mehrere Kodes (Begriffe, Stichwörter, Konzepte) zugeordnet" (Legewie, 2004, S.15)1. Hierbei geht es darum, die Oberbegriffe für die Entwicklung einer Theorie festzustellen: Solange die Bedeutung der Oberbegriffe (Kategorien) für die Theorie ungewiss ist, spricht man von „Codes"; Codes kann man als vorläufige oder kleinere Kategorien, die bestimmte Aspekte der Daten interpretativ abbilden, verstehen (Muckel, 2004)2. Es gibt drei Codier-Arten:

  • Offenes Kodieren
  • Axiales Kodieren
  • Selektives Kodieren

Offenes Kodieren

Beim offenen Kodieren „werden einzelne Phänomene zu Konzepten und Konzepte zu Kategorien zusammengefasst" (Ellinger, 2004, S. 11)3. Die Daten werden also analytisch „aufgeschlüsselt". Für den Anfang wird empfohlen, einzelne, kurze Textpassagen (Zeile für Zeile) auszuwerten. Später können größere Absätze oder ganze Texte kodiert werden. Theo­riegenerierende Fragen werden an den Text gestellt, um über eine einfache Paraphrasierung hinauszukommen. Folgende Fragen sind rele­vant:

  • Was? Worum geht es hier? Welches Phänomen wird angesprochen?
  • Wer? Welche Personen/Akteure sind beteiligt? Welche Rollen spielen sie? 
  • Wie? Welche Aspekte des Phänomens werden angesprochen?
  • Wann? Wie lange? Wo? Wie viel? Wie stark?
  • Warum? Welche Begründungen werden gegeben oder lassen sich erschließen? 
  • Wozu? In welcher Absicht? Zu welchem Zweck?
  • Womit? Welche Mittel, Taktiken, Strategien werden zum Erreichen des Ziels verwendet?

Hier nutzt der Forscher sein Hintergrundwissen und erarbeitet als Er­gebnis einen Interpretationstext.

 

Axiales Kodieren

Das axiale Kodieren dient der Verfeinerung und Differenzierung schon vorhandener Konzepte und verleiht ihnen den Status von Kategorien (Oberbegriffen). Weiter wird eine Kategorie in den Mittelpunkt gestellt, um ein Beziehungsnetz auszuarbeiten. Für die Bildung einer Kategorie ist vor allem die Beziehung zwischen der Achsenkategorie und den damit in Beziehung stehenden Konzepten von zentraler Bedeutung. Der Schritt des axialen Kodierens lässt sich gut mit dem Verfahren des Concept Mapping vergleichen, dass auf die Ausarbeitung von zentralen Kernkate­gorien und Unterkategorien abzielt und seinen Fokus besonders auf die Erstellung eines durchgängigen Beziehungsnetzes zwischen den Katego­rien richtet.

Beim axialen Kodieren „werden Kategorien auf Verbindungen und Unter­schiede hin untersucht" (vgl. Ellinger, 2004)4. Im Prozess des axialen Kodierens werden folgende Beziehungen und Bedingungen analysiert:

  • Zeitliche und räumliche Beziehungen 
  • Ursache-Wirkungs-Beziehungen
  • Mittel-Zweck-Beziehungen
  • Kontext und intervenierende Bedingungen

 

Selektives Kodieren

„Beim selektiven Kodieren wird eine zentrale Kategorie, die Schlüs­selkategorie, isoliert und in ihren Bezügen und Verflechtungen mit den übrigen Kategorien und Konzepten dargestellt und analysiert" (Ellinger, S.11, 2004)5. Im Codierstadium des selektiven Kodierens agiert der For­scher vor allem als Autor der bis dahin erarbeiteten Kategorien, Code­notizen, Memos, Netzwerke, Diagramme.

Als zentrale Aufgaben rücken folgende Schritte in den Vordergrund:

  • Es wird ein zentrales Phänomen der Analyse festgelegt. Das zentrale Phänomen wird als Kernkategorie bezeichnet. Es wird während der Forschung die ständige Frage nach den im Mittelpunkt stehenden Phänomenen gestellt.
  • Liegen mehrere gut durchgearbeitete Achsenkategorien („Äste einer Map") vor, kann man davon ausgehen, dass das zentrale Phänomen in seinen wesentlichen Aspekten erfasst wurde, was als „theoretische Sättigung" bezeichnet wird. Anderenfalls empfiehlt sich die Rückkehr zu früheren Stadien des Forschungsprozesses.
  • Eine so gewonnene Theorie hängt vom Grad der Verallgemeinerbar­keit ab. Je abstrakter die entwickelten Kategorien (vor allem die Kernkategorie) sind, desto größer wird der Geltungsbereich der Theorie (vgl. Kromrey, 2002)6.