1.5.2. Quer- und Längsschnittdesigns

Unabhängig von der verwendeten Methode können sozialwissenschaftliche Untersuchungen nach einem bestimmten Erhebungsdesign ablaufen, welches den zeitlichen Ablauf der Datenerhebung definiert. Du unterscheidest dabei Querschnitt- sowie Längsschnittdesigns, wobei sich letztere wiederum in Trend- und Paneldesigns untergliedern.

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Querschnittdesign

Bei Querschnittdesigns erstreckt sich die Datenerhebung auf einen bestimmten Zeitpunkt oder eine kurze Zeitspanne und wird nur einmalig vorgenommen, z.B. wenn es um die Bewertung von Marken geht. Bei Längsschnittdesigns hingegen werden zu mehreren Zeitpunkten Daten zu den gleichen Variablen erhoben, bspw. werden die Untersuchten dabei im Abstand von jeweils einem halben Jahr zu einer Marke befragt.

Längsschnittdesign

Längsschnittdesigns können in Panel- und Trenddesigns unterschieden werden. Der Unterschied zwischen Panel- und Trenddesigns besteht darin, dass bei einem Trenddesign unterschiedliche Stichproben untersucht werden (man könnte es also als wiederholte Querschnitterhebungen verstehen), während bei Paneldesigns bei jeder Datenerhebung eine identische Stichprobe herangezogen wird. Durch Paneldesigns lassen sich individuelle Veränderungen innerhalb der stets gleichbleibenden Stichprobe feststellen. Dadurch liefert eine Panelstudie die meisten Informationen, während ein Trenddesign immer noch mehr Daten generiert als eine Querschnitterhebung. Die Panelstudien eignen sich für die Erfassung von Einstellungsveränderungen und werden daher insbesondere im Bereich der Markt- und Meinungsforschung eingesetzt.

Alle Designs bringen allerdings auch Nachteile mit sich. Trenddesigns haben durch die stets wechselnde Stichprobe das Problem, dass tatsächliche Veränderungen (Trends) sich nicht immer nachweisen lassen. Panelstudien scheitern häufig daran, für die Erhebungen (Panelwellen) die gleiche Stichprobe zu erreichen. Verändert sich die Stichprobe, bspw. aufgrund von Umzug, Verweigerung oder Tod, spricht man von Panelmortalität. Diese ist vor allem deshalb problematisch, weil die Ausfälle oft nicht zufällig, sondern systematisch erfolgen, d.h. dass alle ausgefallenen Personen bestimmte Merkmale aufweisen, wodurch die Ergebnisse verzerrt werden könnten. Um die Panelmortalität möglichst gering zu halten, musst du mit einem erhöhten Aufwand rechnen, zum Beispiel durch gute Adressenpflege und die Ermittlung von Wohnortwechseln. Darüber hinaus ist auf Grund der zu erwartenden Ausfälle eine größere Stichprobe als bei Querschnittuntersuchungen erforderlich. Dies und die intensive Panelpflege verursachen natürlich auch höhere Kosten.

Weitere Probleme bei Panelstudien entstehen durch das zwischenzeitliche Geschehen und die Reifung der Probanden zwischen den Untersuchungszeitpunkten, vor allem wenn die zeitlichen Abstände relativ groß sind. Problematisch sind zudem die so genannten Paneleffekte, die beispielsweise die Ausbildung vor der Befragung noch nicht bestehender Einstellungen, die Verfestigung vorhandener Meinungen oder Verhaltensänderungen der Befragten durch die wiederholte Erhebung umfassen.

Um der Panelmortalität und den Paneleffekten möglichst entgegenzuwirken, wurden die Designs weiterentwickelt, z.B. alternierende Panels (Stichprobe wird in Subgruppen unterteilt, die abwechselnd befragt werden) und rotierende Panels (Stichprobe wird in Gruppen unterteilt, von denen bei jeder Panelwelle eine ausscheidet und durch eine neu ersetzt wird).

Querschnittdesigns können aber nicht nur Querschnittdaten liefern. Durch so genannte Retrospektivfragen zu Ereignissen in der Vergangenheit ist es möglich, in Querschnitterhebungen natürlich auch sämtliche Arten von Längsschnittdaten zu erheben. Ob dies sinnvoll ist, musst du anhand des individuellen Vorgehens prüfen, da sich Retrospektivfragen nicht immer eignen (z.B. bei Jahre zurückliegenden, subjektiven Empfindungen).

Vor- und Nachteile von Quer- und Längsschnittdesign

  Querschnittdesigns Längsschnittdesigns
Eigenschaften Erhoben wird Material aus einem bestimmter Zeitpunkt oder einer kurzer Zeitspanne. Erhoben wird Material aus mehreren Zeitpunkten. Dieses wird miteinander verglichen. In Trenddesigns werden zu mehreren Zeitpunkten verschiedene Stichproben untersucht. In Paneldesigns wird zu mehreren Zeitpunkten immer dieselbe Stichprobe untersucht.
Vorteile Querschnittdesigns sind am einfachsten durchzuführen. Trenddesigns liefern mehr Informationen als ein Querschnittdesign. Paneldesigns liefern die meisten Informationen.
Nachteile Querschnittsdesign liefern am wenigsten Informationen. Trenddesigns lassen duch die wechselnde Stichprobe nicht immer Schlüsse auf tatsächliche Veränderungen (Trends) zu. Paneldesigns erreichen häufig dieselbe Stichprobe nicht mehr. Durch diese zu erwartenden Ausfälle ist eine größere Stichprobe notwendig und damit mehr Arbeit und höhere Kosten.
 

 


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