1.5.3.1.1. Qualitätskriterien quantitativer Befragungen

 

Standardisierung

Gemäß den Prinzipien des quantitativen Ansatzes werden die Befragungen vollkommen standardisiert, um eine Vergleichbarkeit der Daten und Ergebnisse zu gewährleisten. Die Formulierung der Fragen, ihre Reihenfolge sowie die Antwortmöglichkeiten und das Interviewerverhalten sind genau festgelegt und dürfen während der laufenden Erhebung nicht mehr modifiziert werden. Dadurch ergibt sich der entscheidende Vorteil, dass die Dauer einer Befragung sehr kurz ist. Doch es wird in Kauf genommen, dass Breite und Tiefe der Antworten sehr beschränkt sind. Die Standardisierung hat neben der Vergleichbarkeit der Antworten auch eine einfachere Durchführung, eine höhere Zuverlässigkeit sowie eine Reduktion von Fehlern zur Folge. Zudem sind die Interviews in der Auswertung schneller und dadurch preiswerter zu bearbeiten, weshalb innerhalb kurzer Zeit viele Daten erhoben und ausgewertet werden können.

Allerdings schließt eine hohe Standardisierung einige wenige offene Fragen (qualitative Fragen) ohne vorgegebene Antwortkategorien keinesfalls aus. Geschlossene Fragen sind jedoch grundsätzlich für den Befragten einfacher zu beantworten. Zudem stellen sie die notwendige Einheitlichkeit und damit Vergleichbarkeit sicher und sind leichter auszuwerten. Offene Fragen hingegen bewirken eine Ähnlichkeit zu alltäglichen Gesprächssituationen und helfen, Meinungsstrukturen aufzudecken.

Interviewerverhalten

In quantitativen mündlichen Interviews haben die Befragten fast ausschließlich die Rolle der Antwortenden, der Interviewer stellt ausschließlich Fragen, wodurch der Befragte in seinen Antworten nicht beeinflusst und ein hohes Maß an Objektivität erreicht wird. Übertriebene Neutralität kann die Gesprächsatmosphäre allerdings stören, weshalb eine angemessene Freundlichkeit wichtig ist. Das Ziel sind gleichgestaltete Befragungen, wodurch die Vergleichbarkeit der Interviews erhöht wird. Bezüglich des Interviewerverhaltens während den mündlichen Befragungen ist eine Schulung der Befragenden sinnvoll. Diese soll vor allem auch den Umgang mit (problematischen) Situationen im Interview trainieren und den Interviewern unter anderem alle erforderlichen inhaltlichen Kenntnisse vermitteln.

Pretest

Sehr sinnvoll ist ein Pretest vor der Hauptbefragung, um Fragebogenfehler hinsichtlich der Verständlichkeit, Vollständigkeit, Eindeutigkeit sowie Übersichtlichkeit rechtzeitig zu entdecken und zu beheben. Eine Checkliste (z.B. Bortz und Döring, 2005, S. 244, 250) hilft dir bei der abschließenden Überprüfung deines Konzeptes und weist auf viele Verzerrungseffekte sowie Fehlerquellen hin, die zu beachten sind.


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