1.5.3.1.2. Aufbau einer quantitativen Befragung

Bei der Fragebogengestaltung sind viele Faktoren zu beachten, die an dieser Stelle keinesfalls erschöpfend behandelt werden können. So spielen beispielsweise die Reihenfolge und die Formulierung der Fragen und Antworten eine wichtige Rolle.

Reihenfolge der Fragen

Zu Beginn einer Befragung stellst du erstmal Eröffnungsfragen, die eine Eisbrecherfunktion erfüllen und ein Vertrauensklima erzeugen. Wichtige (aber nicht heikle) Sachverhalte fragst du angesichts nachlassender Aufmerksamkeit am besten im zweiten Drittel des Fragebogens ab, wobei du Themenblöcke bilden solltest, damit keine Gedankensprünge notwendig sind. Heikle oder unangenehme Fragen (z.B. nach dem Einkommen) stelle besser erst am Schluss, damit bei einer eventuellen Antwortverweigerung keine schlechte Atmosphäre mehr für Folgefragen entstehen kann. Am Ende kannst du auch allgemein gehaltene Fragen, die nicht mehr direkt zum Thema gehören, stellen, um die eventuell aufgebauten Spannungen abzubauen. Auch soziodemografische Fragen nach Alter, Geschlecht etc. sind schnell zu beantworten und gehören an den Schluss (außer, sie besitzen eine Filterfunktion). Beachte bei der Erarbeitung deines Fragenbogens, dass einzelne Fragen einen Effekt auf nachfolgende Fragen haben können (z.B. wird eine Verschärfung des Strafrechts anders beurteilt, wenn vorher Kinder als Opfer von Verbrechen thematisiert wurden).

Frage- und Antwortformulierung

Sowohl deine Fragen als auch die Antworten müssen einfach, eindeutig, kurz und verständlich formuliert werden. Was sehr banal klingt, ist in der Praxis durchaus problematisch. Begriffe müssen eindeutig bestimmt werden, da jeder Befragte individuelle Assoziationen mit dem Begriff verbinden kann. Weiterhin vermeide doppelte Verneinungen und lege zeitliche Angaben stets eindeutig fest (z.B. "einmal in der Woche" statt "häufig" oder "manchmal"). Wichtig ist auch, dass sich jede Frage nur auf einen Aspekt bezieht und dass in den Fragen keine Suggestionen oder impliziten Unterstellungen enthalten sind (z.B. „Sind Sie auch der Meinung, dass…"). Hinsichtlich der Antworten achte unbedingt auf deren Vollständigkeit. Findet sich der Befragte in keiner Kategorie wieder, ist er irritiert.

Skalen

Außerdem musst du dir vorher überlegen, ob du lieber eine ungerade Skala (also mit fünf, sieben, oder neun Antwortmöglichkeiten; etwa: sehr gut, eher gut, teils teils, eher schlecht, sehr schlecht) oder eine gerade Skala (mit vier, sechs oder acht Antworten) möchtest. Bei einer ungeraden Skala lässt sich eine „Tendenz zur Mitte“ beobachten, d.h. die Befragten tendieren dazu, „teils teils“ anzukreuzen, weil es die unverbindlichste Aussage ist. Bei einer geraden Skala gibt es keine Mitte, der Befragte wird also zu einer Entscheidung gezwungen (auch wenn er eigentlich keine Tendenz in eine Richtung hat). Bortz und Döring (2005, S. 254ff.) geben eine ausführliche Übersicht zur Formulierung von Fragen.


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