1.5.3.2.2. Rezeptives Interview

Das rezeptive Interview ist eine verdeckt stattfindende Befragung, bei der der Interviewer ausschließlich Zuhörer ist. Dadurch sollen Reaktionen des Befragten auf die Interviewsituation oder den Interviewer ausgeschlossen werden.

Ablauf 

Um Einseitigkeit zu vermeiden und eine maximale strukturelle Variation zu erreichen, gibt es vier Strategien:

Erstens können die Situation, der Ort und insbesondere der Zeitpunkt des Gesprächs verändert werden. So lässt sich das Thema häufiger und bei verschiedenen Gelegenheiten behandeln.

Zweitens ist eine Änderung des Informanten denkbar, das heißt, man spricht mit mehreren Personen über das gleiche Thema.

Drittens kann der Interviewer selbst geändert werden. Der Befragte kann also mehrmals von verschiedenen Personen interviewt werden, um Details und Widersprüche herauszufinden.

Viertens ließe sich durch eine maximale Variation, u.a. durch das Einbeziehen anderer Verfahren (bspw. die teilnehmende Beobachtung), erreichen.

Der Einstieg in das Interview erfolgt auf zwei Arten: Entweder sucht die Auskunftsperson von sich aus das Gespräch mit dem Forscher suchen oder der Forscher leitet das Gespräch durch allgemeine, gegenstandsorientierte Fragen ein. Ist das Gespräch in Gang gekommen, sollte sich der Forscher passiv verhalten und den Erzählenden nur durch Mimik und Gestik positiv bestärken. Dadurch bleibt das rezeptive Interview befragtenzentriert, d.h. es ist der Lebenswelt des Informanten direkt entnommen und besitzt ein großes Forschungspotential.

Vorteile des rezeptiven Interviews

Diese Form des Interviews stellt von allen qualitativen Befragungen die offenste dar, da nicht nur die Antworten, sondern sogar die Fragen offen sind, denn der eigentliche Gegenstand des Gesprächs wird durch den Befragten bestimmt.


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