1.5.3.2.6. Leitfadeninterviews

Einige Formen qualitativer Interviews werden unter Zuhilfenahme eines Leitfadens durchgeführt. Damit entsprechen sie der teilstrukturierten BefragungLeitfadeninterviews sind die gängigste Form qualitativer Befragungen, da sie zwar bestimmte Vorgaben zur Gestaltung des Interviews haben, aber gleichzeitig viel Raum für das freie Erzählen und neue Gesprächsrichtungen bleibt. Du stellst im Leitfaden die zu bearbeitenden Punkte zusammen und differenzierst und formulierst ihn unterschiedlich genau aus.

Vorteile des Leitfadeninterviews

Durch den Einsatz dieses Leitfadens wird die Vergleichbarkeit der Daten erhöht und diese gewinnen eine Struktur. Zudem wird durch diesen sichergestellt, dass du keine wesentlichen Aspekte übersiehst. Er fokussiert das Interview auf das Thema, da er die interessierenden Themen aus möglichen anderen Gesprächsthemen herausfiltert. Die Erstellung des Leitfadens dient zudem der Organisation des eigenen Hintergrundwissens.

Mit dieser Form des Interviews ist die Erwartung verbunden, dass die Sichtweisen der Befragten in der relativ offenen Gestaltung der Interviewsituation eher zur Geltung kommen als in standardisierten Befragungen, da der Befragte auf die mehr oder minder offen formulierten Fragen des Leitfadens frei antworten kann (und keine Antwortmöglichkeiten vorgegeben sind). Diese Art des Interviews orientiert sich am Prinzip der Offenheit und Alltagsnähe qualitativer Forschung. Daher soll der Leitfaden nicht als zwingendes Ablaufmodell des Gesprächs gelten und immer dann in den Hintergrund treten, wenn die Befragten eigene Schwerpunkte setzen oder besondere Relevanzen erkennen lassen und eine Annäherung an einen natürlichen Gesprächsverlauf ermöglichen.

Einschränkungen

Problematisch sind unter anderem die höheren Anforderungen an den Interviewer und die intensivere Schulung. Schließlich ist die Qualität des Interviews in hohem Maße vom Interviewer abhängig, der vor allem auch großen Einfluss auf die zu befragende Person nehmen kann. Darüber hinaus ist eine hohe sprachliche und soziale Kompetenz der Befragten notwendig und es muss mit einem hohen Zeitaufwand gerechnet werden. Durch die eingeschränkte Strukturierung von Leitfadeninterviews sind sie im Vergleich zu stark strukturierten Befragungen schwieriger auszuwerten und die Ergebnisse haben eine geringere Vergleichbarkeit.


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