1.5.6.1. Quantitative Inhaltsanalyse

Ziel

In quantitativen Methoden werden empirische Beobachtungen über wenige, ausgesuchte Merkmale systematisch mit Zahlenwerten belegt und auf einer zahlenmäßig breiten Basis gesammelt. Die Kriterien quantitativer Methoden sind Genauigkeit und Allgemeingültigkeit. Ihr wichtigstes Merkmal besteht darin, Daten zum Zweck des Informationsgewinns zu reduzieren. So auch bei der quantitativen Inhaltsanalyse; Beispielsweise wird nicht eine gesamte Tageszeitung erfasst und ausgewertet, sondern systematisch ausgewählte Artikel aus einzelnen Ausgaben.

Auf der Basis von abstrakten Daten, die man gewinnt, versucht man, objektivierbare Aussagen zu entwickeln, die auf größere Kontexte generalisierbar sind.

Standards für quantitative Forschung 

Die Beispiele illustrieren das für die quantitative Inhaltsanalyse:

a) Die Messung zählbarer Eigenschaften. Beispiel: Die Anzahl der Bezüge auf einen Politiker in den Artikeln einer Ausgabe einer Tageszeitung.

b) Die Datenerhebung auf einer breiten Basis. Beispiel: Die Auswertung einer großen Anzahl von verschiedenen Ausgaben derselben Tageszeitung.

c) Beobachtung weniger, ausgewählter Merkmale. Beispiel: Eines dieser ausgewählten Merkmale kann die Bezugnahme auf einen Politiker in den Artikeln der Tageszeitung sein.

d) MaximaleStandardisierung der Erhebungssituation. Beispiel: Das Vorgehen mit dem Lesen und den Auswertungen der Ausgaben der Tageszeitung erfolgt regelgeleitet. Wenn sich mehrere Forscher an dem Projekt beteiligen, gehen sie alle nach denselben Regeln vor. Jeder Forscher sollte die gleiche Anzahl an Bezügen auf den Politiker zu finden, wenn alle denselben Artikel in der gleichen Ausgabe der Tageszeitung untersuchen.

e) Reduktion komplexer Zusammenhänge auf wenige Aussagen. Beispiel: Die Artikel behandeln unterschiedliche Themen und Ereignisse. Sie sind verschiedenen Stilrichtungen zuzuordnen. Für diese Untersuchung ist jedoch nur interessant, wie oft sie Bezug auf den Politiker nehmen.

f) Forscher sind unabhängige, objektive Beobachter. Die Forscher notieren die korrekte Anzahl der Bezüge auf den Politiker, auch wenn sie dessen politisches Programm ablehnen und über die hohe Publizität, die er über die Bezüge in den Artikeln erhält, persönlich nicht erfreut sind. Sie gehen unvoreingenommen an den Untersuchungsgegenstand heran.

Die Inhaltsanalyse ist eine Methode zur systematischen und nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen. Ihre Aufgabe besteht darin, aus den Merkmalen einer Analyseeinheit (i. d. R. Texte, Bild- und Tonaufzeichnung) auf die Merkmale eines Kontextes (soziale Wirklichkeit) zu schließen.

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Vor- und Nachteile der quantitativen Inhaltsanalyse

Probleme tauchen meist dann auf, weil die Beobachtung weniger, ausgewählter Merkmale (wie zum Beispiel die Anzahl der Bezüge auf einen Politiker in Zeitungsartikeln) eine ausgewählte und damit nicht repräsentative Abbildung der Wirklichkeit darstellt. Es kann vorkommen, dass bestimmte Punkte in der Auswertung ausgeschlossen werden, die für die Interpretation der Ergebnisse unbedingt notwendig sind.

So kann man zum Beispiel die Popularität eines Politikers nicht an der Anzahl der Nennungen des Politikers ablesen. Beispielsweise kann der Politiker in einen Skandal verwickelt sein, der eine große Anzahl an Nennungen in den Medien mit sich bringt, dadurch aber an Popularität verlieren.

Bei der Auswertung von Text, Film oder Ton kannst du – im Gegensatz zu anderen Auswertungsmethoden – Schlussfolgerung zur Vergangenheit zu ziehen. Außerdem ist es dir so möglich, Aussagen über Kommunikatoren und ihre Adressaten zu treffen, die nicht oder nicht mehr erreichbar sind. Voraussetzung dafür sind Aufzeichnungen.

Das Datenmaterial ist relativ leicht verfügbar. Medien können vervielfältigt und an die Mitglieder der Forschergruppe verteilt werden. Besonders einfach ist das möglich, wenn das Material bereits in digitaler Form vorliegt. Höher ist der Aufwand bei Material, das noch nicht vorliegt. Gruppendiskussionen und Beobachtungen zum Beispiel musst du in einem vorherigen Schritt verschriftlicht (in symbolische Wirklichkeit umgewandeln), bevor sie dir für die Inhaltsanalyse zur Verfügung stehen.

Die Inhaltsanalyse ist (fast) beliebig reproduzierbar und modifizierbar. Weil sie regelgeleitet erfolgt, können andere Forscher die Schritte der Auswertung nachvollziehen.

Die Erhebungsmethode ist relativ kostengünstig. Wenn das Datenmaterial (Tageszeitungen, Film- oder Tondokumente) bereits vorliegt, fallen lediglich Beschaffungskosten für das Material und Personalkosten für die Forscher an.

Untersuchungsablauf 

Bei der Durchführung einer quantitativen Inhaltsanalyse bietet es sich an, sich an dem folgenden standardisierten Untersuchungsablauf zu orientieren (nach Früh, 2007, S. 135-196):

Planungsphase Problemstellung / Fragestellung
Projektplanung / Hypothesenbildung
Entwicklungsphase Kategorienbildung
Codebuchentwicklung
Testphase Probecodierung
Codiererschulung
Anwendungsphase Codierung
Auswertungsphase Aufbereitung der Daten
Auswertung

 

 


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