1.5.6.1.2. Entwicklungsphase

Kategorienbildung

In der Entwicklungsphase gilt es, einen Katalog an relevanten Merkmalen oder Charakteristika (Kategorien) systematisch zu erstellen.

Dieses sogenannte Kategoriensystem stellt deine „operationalisierte Forschungsfrage“ dar. Kategorien werden als die Einheiten bzw. Merkmale des zu untersuchenden Materials verstanden, welche die problemrelevanten Dimensionen der Forschungsfrage widerspiegeln. Kategorien repräsentieren eine genaue Vorgabe dessen, was erfasst bzw. gemessen werden soll. Unter dem Begriff Kategorie können sich Klassen und einzelne Ausprägungen von Merkmalen zu bestimmten Fragestellungen subsumieren.

Für das Beispiel des Politikers in Artikeln von Tageszeitungen ergeben sich folgende möglichen Dimensionen eines Kategorienschemas für die politische Berichterstattung von Tageszeitungen:

formale Dimension forschungsfragenzentrierte Dimension
Codierer (Name des Forschers) Akteure (z.B. Politiker)
Untersuchungseinheit (z.B. Zeitungsausgabe) Gruppenzugehörigkeit, Funktion
Datum Parteien(-zugehörigkeit)
Seite (bei Printmedien) Themen
Laufende Nummer der Analyseeinheit Wertungen
Ressort  
Umfang  
Aufmacher (ist Aufmacher oder ist nicht Aufmacher)  
Stil (Nachricht, Meinung, etc.)  

 

Kategoriensystem

Auf Basis der genannten Beschreibungen verbinden sich mit einem Kategoriensystem die folgenden Funktion und Vorgehensweisen:

a) Es gliedert den komplexen Forschungsgegenstand in inhaltlich abgrenzbare Teilaspekte.

b) Die Kommunikationsinhalte der Analyseeinheiten werden gemäß der Abgrenzung durch die Forschungsfrage zunächst in Dimensionen (Hauptkategorien) aufgelöst und - je nach Fragestellung - in Unterkategorien ausdifferenziert.

Die für den Untersuchungsablauf verwendbaren Kategorien weisen folgende Eigenschaften auf:

  • valide und reliabel: Die Kategorien sind aus der Theorie abgeleitet und auf die Fragestellung bezogen. 
  • trennscharf: Die Kategorien sind eindeutig und klar voneinander abgrenzbar.
  • vollständig: Die Kategorien erfassen alle Dimensionen und bilden zusammen ein vollständiges, die Untersuchungseinheit anhand der Fragestellung adäquat beschreibendes Kategoriensystem.
  • verständlich: Die Kategorien sind verständlich formuliert. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil die Bedeutung von einzelnen Kategorien in einem Projekt allen Forschern klar sein muss, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten. Über die Projektlaufzeit hinaus sind verständliche Kategorien zudem auch von dritten Personen jederzeit wieder nachvollziehbar.

Codebuchentwicklung

1. Das Codebuch ist Leitfaden, Nachschlagewerk  und Koordinationsinstrument für die Codierung.

  • Du klärst die Begriffe und „Situationen“. Du gibst allgemeine Hinweise zu erfassenden Merkmalen (z.B. Anzahl der Bezugnahmen auf die Akteure). 
  • Du beschreibst alle Erhebungsschritte. Ihre Reihenfolge, ihr Umfang und ihre Ausführung erläuterst du detailliert. Dies nennt man die “Codieranweisungen”.
  • Du listet alle Haupt- und Unterkategorien des Kategoriensystems auf.
  • Du beschreibst alle Kategorien und definierst sie präzise. Wenn dies der Fall ist, spricht man auch von operationalen Kategoriendefinitionen.
  • Du gibst alle zu codierenden Variablen mit den jeweiligen Codes der Ausprägungen wieder. 
  • Das Buch enthält den Codierbogen, in dem die Forscher ihre Ergebnisse zu den einzelnen Untersuchungseinheiten notieren. 

2. Das Codebuch dokumentiert den Untersuchungsverlauf und dient als dein Nachweis der methodischen Konzeption der Untersuchung für die gesamte Forschergruppe.

3. Das Codebuch dient als Kontrollinstrument zu einer aktuell laufenden oder für eine nachträgliche Überprüfung der Datenerfassung.

Das Konzept eines Codebuchs und eines Codierbogen versteht man am besten, wenn man einmal eines in der Hand hatte. Wir empfehlen dir deshalb, das Codebuch oder einen Codierbogen aus einer bereits durchgeführten Untersuchung anzuschauen. 


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