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2.1. Grundbegriffe

In einem Feld, das strikte und klare Definitionen scheut, bieten wir Ihnen dennoch eine handvoll Aussagen und Definitionen, um Ihnen ein besseres Bild aufzeigen zu können.

Es gilt den Begriff „Entrepreneur” zu beleuchten, damit der Zusatz „Social” eine sinnvolle Ergänzung ergibt. Ein kommerzieller Entrepreneur, ein Unternehmer, gilt als Innovator, der neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringt und dadurch auch zur kreativen Zerstörung beiträgt. Der Begriff der kreativen Zerstörung stammt von Josef SCHUMPETER, einem Ökonom des letzten Jahrhunderts. Er postuliert, dass der Status Quo (Produkte, Dienstleistungen, Geschäfts- und Marktprozesse, etc.) durch unternehmerische Innovationskraft zerstört bzw. ausgetauscht wird. Dadurch entstehen neue Industrien, neue Märkte, neue Produkte und neue Wege der Produktion und Distribution.

Entrepreneurs sind Gestalter und Macher zugleich in diesem Feld. Ein wesentliches Ziel eines Entrepreneurs ist die Gewinnmaximierung, sprich der wirtschaftliche Erfolg. Dazu werden Ressourcen (Material, Information, Arbeitszeit) verschoben und eingesetzt, um eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Ein Entrepreneur geht damit oft ein unternehmerisches, sprich finanzielles, Risiko ein. Auf einer anderen Ebene geht ein Entrepreneur, wie auch ein Social Entrepreneur, ein soziales Risiko ein. Unternehmerisches Scheitern kann in manchen Kulturen zu Verlust von sozialem Ansehen führen.

Social Entrepreneurship ist ein Prozess um innovative Lösungen für soziale Probleme zu schaffen und zu verbreiten. Dabei können Institutionen aufgebaut und verändert und soziale Werte erhalten und verbessert werden. Dabei ist die Motivation, die Bestrebung, entscheidend. Beim Social Entrepreneurship geht es vor allem darum soziale Probleme zu lösen, soziale Innovation auf den „Markt” und in die Gesellschaft zu bringen. Das Ziel ist es durch unternehmerisches Handeln und Gestalten eine soziale Wirkung zu haben. Wirtschaftlicher Erfolg ist somit ein Mittel zum Ziel, nicht aber das Ziel selbst. Hier ist also ein wesentlicher Unterschied zum kommerziellen Entrepreneur.

Gregory J. DEES 1, ein oft zitierter Pionier des Social Entrepreneurships, sieht in kommerziellen Entrepreneurs die Change Agents (Veränderungsmacher) des Wirtschaftssektors. Indem sie Märkte bedienen oder neue Prozesse initiieren, bewegen sie die Wirtschaft nach Vorne.

Dees beschreibt wie Social Entrepreneurship die Begeisterung einer sozialen Mission mit dem Bild einer unternehmerähnlichen Disziplin, Innovation und Durchsetzungskraft kombiniert, die gewöhnlich mit, zum Beispiel, den Hightech-Pionieren des Silicon Valley in Verbindung gebracht wird.

Aus seiner Sicht schaffen Social Entrepreneurs öffentliches Gut, verfolgen neue Möglichkeiten, gestalten und adaptieren, handeln mutig, setzen Ressourcen ein, die sie nicht selbst kontrollieren und zeigen erhöhtes Verantwortungsbewußtsein.

Bill DRAYTON 2, Gründer von Ashoka, sieht in Social Entrepreneurs Personen mit innovativen Lösungen für die drängendsten sozialen Probleme. Ein oft benutztes Zitat lautet: „Social Entrepreneurs are not content just to give a fish or teach how to fish. They will not rest until they have revolutionized the fishing industry.”

Peter DRUCKER 3, ein bedeutender Ökonom und Management Guru des 20. Jahrhunderts, brachte Entrepreneurs mit dem Begriff „Opportunity” in Verbindung. Damit sah er Unternehmer, die stets auf der Suche nach Gelegenheiten aufkommende Veränderungen nutzen.

Somit entsteht auch ein klarer Unterschied zum Manager, der Geschäftsprozesse verwaltet. Diese Aufgabe fällt auch auf Social Entrepreneurs, insbesondere am Anfang ihres Start-ups, da geringe Ressourcen dazu führen, dass viele Aufgaben von wenig Personen abgedeckt werden. Von Managern, Betriebswirten, wird nicht erwartet, dass sie unternehmerisches Risiko eingehen. Und obwohl Kreativität und eigenständiges Handeln sicherlich erforderlich und wünschenswert sind, ist es seltener die Aufgabe als Business Manager die eigenen Arbeitsprozesse und vor allem die Wirkungsweise ganzer Märkte und Industrien in Frage zu stellen und neu zu gestalten.

Ein Social Entrepreneur sieht sich auch nicht beschränkt auf bestimmte Aktionsfelder. AUSTIN, STEVENSON und WEI-SKILLERN 4 haben das passend ausgedrückt: „We define social entrepreneurship as innovative, social value creating activity that can occur within or across the nonprofit, business, or government sectors.” Kein Bereich der Gesellschaft ist somit ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil: Soziale Innovationen und Durchbrüche können gerade im Mischen verschiedener Handlungsfelder entstehen. Sozialunternehmer können auch als Forschungs- und Entwicklungsarbeiter für das Gemeinwohl dienen, so Michael Vollmann von Ashoka Deutschland. Durch die Bereitschaft erst einmal im Kleinem zu experimentieren und neue Möglichkeiten des sozialen Handelns zu testen, sind Social Entrepreneurs oft Pioniere im Bereich der sozialen Veränderung. Sie sind agiler, risikobereiter und innovativer als bestehende gesellschaftliche Akteure, wie Wohlfahrtsverbände und öffentliche Institutionen.

RODER5 hat in einer einfachen Grafik die Abgrenzung zwischen Entrepreneurs und Social Entrepreneurs, sowie zu Managern dargestellt. Hierbei geht es insbesondere um den unternehmerischen Aspekt der handelnden Personen. Social Entrepreneurs kombinieren somit das Unternehmerische mit dem Sozialen. Im Kontrast dazu steht ein/e Manager/in - in einer privat-wirtschaftlichen Organisation ökonomisch arbeitend, nicht aber unternehmerisch tätig seiend, da die Handlungsspielräume und Aufgabenverteilung enger und klarer geregelt sind. Unternehmerisch darf an dieser Stelle nicht mit Führung gleichgesetzt werden. Sowohl Manager, wie auch Unternehmer haben Führungsfunktionen.  

 

FUEGLISTALLER et al. 6 haben die grundlegende Begriffe zusammengefasst:

Social Entrepreneur: Unternehmer, der gesellschaftliche Probleme auf unternehmerische Art und Weise löst. Social Entrepreneurs arbeiten daran, menschliche Grundbedürfnisse, die von den bestehenden ökonomischen oder sozialen Institutionen in dem jeweiligen Kontext nicht beachtet werden 7, zu mildern oder zu lösen. Typische Problemstellungen, die von Social Entrepreneurs bearbeitet werden, sind die Bekämpfung von Armut, die medizinische Grundversorgung, die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit oder die Erhöhung von Bildungschancen.

Social Business: „Social Business“ kann als eine besondere Form des Social Entrepreneurship betrachtet werden. Genau wie im Bereich Social Entrepreneurship arbeiten die Unternehmer an der Milderung gesellschaftlicher Probleme. Ein wichtiger Unterschied zum Modell des Social Entrepreneurship ist jedoch, dass sie sehr bewusst auf die Verwendung von Spenden verzichten. Sie entwickeln Ertragsmodelle, die es dem Unternehmen ermöglichen, eigenständig zu wirtschaften. Werden Gewinne erzielt, werden diese nicht ausgeschüttet, sondern in das Unternehmen reinvestiert. Zusammengefasst zeichnet sich Social Businesses durch die folgenden drei Kennzeichen aus: Sie sind „non loss“, „non-dividend“ und verfolgen ein „social objective“8.

Social Enterprise / Sozialunternehmen: eine Organisation mit dem Ziel, durch die Anwendung von wirtschaftlichen Prinzipien, soziale/ökologische Probleme zu lösen. Dabei können unterschiedliche Rechtsformen verwendet werden. Profit ist Mittel zum Zweck. Der soziale/ökologische Zweck definiert die Schlüsseltätigkeiten der Organisation. Der wirtschaftliche Umsatz und Profit dient diesem Zweck.

Leveraged Non-Profit Company: Der Entrepreneur gründet eine Non-Profit-Organisation mit dem Ziel der Verbreitung einer Innovation, welche sich eines Problems annimmt, das aufgrund von Marktversagen oder eines Versagens der Regierung entstanden ist. Um das Problem zu lösen, engagiert der Unternehmer einen Querschnitt der Gesellschaft, inklusive privater und öffentlicher Organisationen. Die Innovation soll durch Multiplikatoren bekannt gemacht werden (daher die Verwendung des Wortes „leveraged“). Leveraged Non-Profit-Ventures sind fortlaufend auf Gelder von Außen angewiesen (z. B. durch Stiftungen, Spenden). Oftmals ist ihr langfristiges Überleben aber durch Partner gesichert, die ein begründetes Interesse an der Fortführung der Organisation haben.

Hybrid Non-Profit Ventures: Der Entrepreneur gründet eine Non-Profit-Organisation. Das Model beinhaltet bis zu einem bestimmten Grad die Erwirtschaftung eigener Mittel durch den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen an öffentliche oder private Institutionen oder an die Zielgruppe. Um die Bedürfnisse der Zielgruppe, die häufig arm oder von der Gesellschaft ausgeschlossen ist, befriedigen zu können, muss der Entrepreneur Finanzierungsquellen aus dem Privaten oder dem Stiftungssektor auftun. Diese können in Form von Subventionen, Darlehen oder Beteiligungen erfolgen.

Die nachfolgende Grafik stellt die oben genannten Organisationsformen in Kontext zu einander, ergänzt sie um die klassischen For-Profit- und Wohltätigkeitssektoren.