1.5.5.1. Kontrolle von Bedingungen und Variablen

Kontrolle der natürlichen Bedingungen

Um den Ursache-Wirkung-Zusammenhang in einem Experiment nachzuweisen, musst du die natürlichen Bedingungen ständig kontrollieren und eine künstliche Situation schaffen, in der nur die einzige unabhängige Variable für die vermutete Wirkung als Ursache in Frage kommt. Dabei wird diese Variable systematisch variiert und anschließend wird gemessen, welchen Effekt diese Veränderung auf die abhängige Variable hat.

Die Variablen, deren Einfluss durch die Kontrolle verhindert werden soll, nennt man Störvariablen oder intervenierende Variablen. Sie beeinträchtigen das Experiment und ein eindeutiger Zusammenhang zwischen vermuteter Ursache und Wirkung kann eventuell nicht mehr genau hergestellt werden, da nun ein weiterer Faktor außer dem Stimulus vorliegt, der ebenfalls Auswirkungen auf die abhängige Variable hat. Die Gefahr des Auftretens von Störvariablen ist größer, je komplexer der Stimulus ist, weil es dann schwerer wird, alles bis in das kleinste Detail zu kontrollieren. Du musst deshalb das Experiment möglichst so aufbauen, dass nur ein kleines Detail manipuliert wird, in dem sich Experimental- und Kontrollgruppe unterscheiden.

Techniken zur Kontrolle der Störvariablen

a) Bei der Elimination werden alle intervenierenden Variablen ausgeschaltet. Dies ist meist nur bei Laborexperimenten möglich, auf die später noch eingegangen wird.

b) Das Verfahren der Konstanthaltung wird angewandt, wenn nicht alle Störvariablen ausgeschaltet werden können. So treten bei fast jedem Versuch bestimmte, mitunter unvermeidliche Nebeneffekte auf. Im Zuge der Konstanthaltung versucht man nun, den Einfluss solcher Effekte bei beiden Gruppen gleichbleibend zu halten.

c) Bei der Methode der Parallelisierung, auch Matching genannt, werden die für das Experiment bedeutungsvollen Merkmale bewusst gleichmäßig auf die Gruppen verteilt, so dass von einem Personenpaar mit übereinstimmenden Eigenschaften je eine Person der Experimental- und die andere der Kontrollgruppe zugeordnet wird (z.B. gleich viele Frauen und Männer in beiden Gruppen). Dieses Vorgehen ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, weil du vorher die jeweiligen Merkmale bei allen Personen identifiziert musst, was meist durch einen Fragebogen geschieht. Zum anderen erhältst du durch diese Technik keine genauen Informationen über die nicht genau identifizierten Merkmale, welche dadurch sehr ungleichmäßig auf die Gruppen verteilt sein können.

d) Diese ungleiche Verteilung der unbekannten Eigenschaften wird durch Randomisierung ausgeschaltet. Zu diesem Zweck werden die Personen durch Zufallsauswahl auf die Gruppen verteilt. Dafür musst du ein Zufallskriterium auswählen, das auf keinen Fall mit dem experimentellen Stimulus in Verbindung steht (z.B. das Geburtsdatum). Es kann angenommen werden, dass sich potenzielle Störvariablen nun gleichmäßig auf die Gruppen verteilen und somit keine Gefahr mehr darstellen. Allerdings funktioniert die Randomisierung nur bei größeren Gruppen gut, denn je größer die Gruppe, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Merkmale anschließend auch gleichmäßig verteilt sind.

Auch während der Durchführung ist eine Kontrolle der Störvariablen erforderlich. Vor allem die Rahmenbedingungen (z.B. Räumlichkeiten, Behandlung der Versuchspersonen) musst du konstant halten.

Vom Versuchsleiter verursachte Effekte

Außerdem musst du durch den Versuchsleiter verursachte Effekte ausschließen. Der Versuchsleiter ist in der Regel nicht der Forscher, sondern eine eigens für diese Zwecke ausgebildete Person. Durch diese Versuchsanordnung wird versucht, eine größtmögliche Objektivität zu erreichen, denn der Forscher könnte bei der Durchführung aufgrund seiner Erwartungen die Versuchspersonen bewusst oder auch unbewusst beeinflussen. Auch der Versuchsleiter kann durch sein Verhalten Sympathien oder Antipathien hervorrufen oder auch eine Erwartungshaltung aufweisen, welche die Teilnehmer beeinflusst. So genannte Doppelblindversuche werden oftmals verwendet, um diese Effekte auszuschalten. Das heißt, dass weder die untersuchten Personen noch der Versuchsleiter das Ziel und den Hintergrund des Experiments kennen. Dadurch kann sich der Versuchsleiter nicht gemäß den Erwartungen des Versuchs verhalten und die Beteiligten können sich nicht an seinem Verhalten orientieren.


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