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2.2.1.3. Durchführen eines Interviews

Die Durchführung eines Interviews verlangt höchste Konzentration vom Interviewer. Er muss dem Befragten in seinen Antworten folgen und gleichzeitig sein Interesse, welches er mit seinen Fragen vertieft, im Blick behalten. Es gilt, sich auf unterschiedliche Menschen einzustellen und allen offen und ehrlich zu begegnen.

Inhaltliche Vorbereitung

Bereits im Vorfeld muss sich der Interviewer überlegen: Was soll das Befragungsthema sein? Mit wem wird das Interview durchgeführt? Ist diese Person als sprachlich gewandt einzuschätzen oder muss davon ausgegangen werden, dass die Kommunikations­fähigkeit nicht stark ausgeprägt ist? Die Befragungstechnik muss nach den oben beschriebenen Kriterien ausgewählt werden. Am Ende der Überlegungen sollte feststehen: Wozu soll wer, wie, wann und wo interviewt werden?

Organisatorische Vorbereitung

Auch organisatorische Vorbereitungen müssen getroffen werden. Hier­zu zählt vor allem die Zusammenstellung des Interviewmaterials: Ton­bandgerät (kurz vor der Aufnahme unbedingt noch einmal testen), Kassetten, Ersatzbatterien, Interviewleitfaden etc.

Gesprächsbeginn

Grundsätzlich ist es immer hilfreich, wenn ein Interview durch einen Datenträger aufgezeichnet wird. Dies setzt jedoch immer das Ein­verständnis des Befragten voraus. Bereits kurz nach der Begrüßung sollte eine Zusicherung der Anonymität erfolgen und dann die Frage gestellt werden, ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf. Dann folgt eine kurze Phase des „Small Talk", was auch als Aufwärmphase bezeichnet wird. Darauffolgend stellt der Interviewer das Unter­suchungsanliegen vor und erklärt den Ablauf der Befragung.

Während des Interviews

Hauptaufgabe des Interviewers ist die Kontrolle und Steuerung des Gesprächsverlaufs, d.h. nonverbale Reaktionen des Befragten als auch eigene Reaktionen sollten aufmerksam verfolgt werden. Mit Kontrolle und Steuerung ist nicht gemeint, dass der Interviewer Vorgaben oder Bewertungen hinsichtlich der Aussagen des Interviewten macht. Die Kunst der Interviewführung liegt darin, den Interviewten frei erzählen zu lassen, ihn durch Fragen jedoch geschickt zu lenken, ohne ihn in eine Ecke zu drängen. Der Interviewer muss flexibel auf verschieden­artige Personen reagieren und mit ihnen „arbeiten" können.

Gesprächsende und Verabschiedung

Das Interviewende wird meist durch das Abschalten des Aufnahme­geräts markiert. Meist schließt sich eine Phase des informellen Ge­sprächs an. Der Interviewer sollte hier sehr aufmerksam sein, da Be­fragte oftmals nach Abschluss des eigentlichen Interviews wichtige oder persönliche Aussagen machen. Am Ende des Interviews sollte die Gewährleistung der Anonymität der Ergebnisse noch einmal erwähnt und ein Dank für die gegebene Zeit ausgesprochen werden. Zudem sollte der weitere Verlauf des Kontaktes, z.B. die Übermittlung der Auswertungsergebnisse, besprochen werden. Es kann bei manchen Themen hilfreich für die Befragten sein, eine Nachbetreuung (z.B. Be­ratungsgespräch) anzubieten (bspw. nach einem Interview zum Thema „Trauma").

Gesprächsnotizen

Gesprächsnotizen sollten sofort nach Beendigung des Interviews auf­geschrieben werden. Sie beinhalten Aspekte, die z.B. durch die Ton­bandaufnahme nicht erfasst werden, wie: äußere Erscheinung, Räum­lichkeiten, Unterbrechungen, Uhrzeit, Datum, nonverbale Auffällig­keiten, z.B. roter Kopf etc. (Bortz & Döring, 1995, S. 285f).1

Kompetenzen eines Interviewers

Die (Daten-)Qualität eines Interviews ist stark von den Fähigkeiten des Interviewers abhängig, z.B. von seiner Erfahrung in der Durchführung von Interviews, von der persönlichen Ausstrahlung, von einer geschick­ten und überzeugenden Einführung, von der Kontakt- und Verarbei­tungsfähigkeit, von der Fähigkeit zuhören zu können (aktives Zuhö­rens), von Empathiefähigkeit und Ambiguitätstoleranz. Zudem benötigt ein Interviewer ein gutes Gespür für den Gesprächsverlauf, er muss das Gespräch auch leiten, erweitern, eingrenzen können, um seine Fragen zu geeigneten Zeitpunkten zu stellen, ohne den Gesprächsfluss abrupt abbrechen zu lassen (Stier, 1999, S. 189).2