2.4.1. Feldforschung
Allgemeine Informationen
Beschreibung
Die Feldforschung ist eine empirische Forschungsmethodik, unter der die systematische Erforschung von Kulturen oder Gruppen in deren natürlichen Lebensraum verstanden wird. Sie ist primär deskriptiv (=beschreibend); das bedeutet, dass detaillierte Informationen über die Verhältnisse in der Umwelt gesammelt und untersucht werden. Darüber hinaus wird bei der Feldforschung darauf geachtet, den Blickwinkel der Untersuchung auf die Gesamtheit der Lebensverhältnisse zu richten und den Gesamtzusammenhang bzw. die bestehenden Beziehungen zu betrachten.
Entstehung
Die Feldforschung wird hauptsächlich in Disziplinen wie der Anthropologie, der Ethnologie und der Soziologie betrieben. Ihren Ursprung hat die Feldforschung in der Ethnologie. Ausschlaggebend bei der Entwicklung der Feldforschung waren die Studien von Malinowski Anfang des 19. Jahrhundert, gefolgt von den Impulsen aus der Chicagoer Schule von Park um 1920/30 (Bortz & Döring, 1995)1.
Merkmale
Im Gegensatz zur Laborforschung, die eine künstliche Umgebung nur für Untersuchungszwecke schafft, ist es das Hauptanliegen der Feldforschung, die natürliche Umgebung der Probanden zu belassen und lediglich ihr Verhalten und ihre Äußerungen festzuhalten. Das bedeutet, dass die Feldforschung im Lebensraum der Probanden, also im Feld, erfolgt und sich der Forscher in die natürliche Umwelt der Probanden integrieren muss. Dabei soll der natürliche Lebensablauf der Probanden so wenig wie möglich durch den Forscher beeinträchtigt werden. Daneben ist die Intersubjektivität ein weiteres Merkmal der Feldforschung. Der Forscher muss darauf achten, die zu beobachtenden Personen möglichst neutral zu betrachten. Um diese Vorgehensweise zu gewährleisten ist eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität im Feld und die Schärfung des Bewusstseins über die eigene kulturelle Herkunft und kulturelle Vorurteile notwendig.
Methoden in der Feldforschung
Die Feldforschung bedient sich einer Vielzahl von Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung. Das Material kann sowohl durch informelle und formelle Befragung von Probanden als auch durch teilnehmende Beobachtung oder nonreaktive Methoden zusammengetragen werden (Bortz & Döring, 1995). Unter dem Begriff nonreaktive Methode versteht man nach Bortz und Döring (1995) „Datenerhebungsmethoden, die keinerlei Einfluss auf die untersuchten Personen, Ereignisse oder Prozesse ausüben, weil a) die Datenerhebung nicht bemerkt wird oder b) nur Verhaltensspuren betrachtet werden" (Bortz & Döring, 1995, S.301). Die gängigste Methode ist die teilnehmende Beobachtung. Als ein Merkmal dieser Methode werden das Notieren und das Festhalten von Beobachtungen, Gedanken und typischen Merkmalen verstanden. Vorteil der teilnehmenden Beobachtung ist, dass die Ergebnisse nicht durch den Einsatz von Erhebungsinstrumenten verzerrt werden (Mayring, 2002)2. Bei der Feldforschung existieren nach Bortz und Döring (1995) fünf Arbeitsschritte, die bei der Durchführung beachtet werden müssen.