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2.3.1.2. Etappe 2 der Dokumentation

Formen der Transkription / Protokollierung

Das klassische Medium der Aufzeichnung in der qualitativen Forschung sind Feldnotizen. Diese werden vom teilnehmenden Forscher möglichst direkt, gelegentlich auch nachträglich, niedergeschrieben, wobei eine einheitliche Notationskonvention, also definierte Regeln für die Notizen, verwendet werden sollte. Da diese Daten selektiv und subjektiv, zuweilen auch künstlich sind, bietet sich eine Anreicherung mit zusätzlichen Kontextinformationen an, indem weiteres Dokumentationsmaterial eingesetzt wird, z.B. Fotos, Diktiergeräte oder auch Forschungstagebücher. Insbesondere letzteres dient zur Reflexion und Relativierung, womit die Feldnotizen kontrastiert bzw. deren subjektive Färbung etwas reduziert werden kann. Daneben kann bei Interviews ein Dokumentationsbogen eingesetzt werden, der allgemeine Situations- und Kontextmerkmale festhält, z.B. Datum, Ort oder Alter und Beruf (vgl. Flick, 2002)1.

Techniken der Protokollierung

Wie im letzten Baustein gezeigt wurde, gibt es aber noch eine ganze weitere Reihe von Erhebungsmethoden, die z.B. zu Materialien in Audio- oder Videoform führen. Um die gewonnen Daten besser analysieren und interpretieren zu können, ist eine Protokollierung des Erhebungsmaterials notwendig. Hierbei können unterschiedliche Techniken angewandt werden:

  • wörtliche Transkription,
  • kommentierte Transkription,
  • zusammenfassendes Protokoll,
  • selektives Protokoll.

Insgesamt ist wichtig, das richtige Maß zwischen Aufwand, Detailliert­heit und Übersichtlichkeit der Transkription zu finden. Dabei sollte der Transkriptionsprozess handhabbar sowie das Resultat les- und inter­pretierbar sein (vgl. Flick, 2002)2. Im Folgenden werden unterschiedliche Transkriptionsvarianten im Detail dargestellt:

Wörtliche Transkription

Wenn Erhebungsmaterial ausführlich ausgewertet werden soll, so bietet sich eine wörtliche Transkription an, bei der eine vollständige Textfassung erstellt wird. Hierbei können unterschiedliche Verfahrens­weisen angewendet werden. So bietet das internationale phonetische Alphabet die Möglichkeit, Sprachfeinheiten wie Klangfärbungen abzu­bilden. Etwas weniger detailliert ist die literarische Umschrift, bei der Dialekt im gebräuchlichen Alphabet wiedergegeben wird. Am häufigs­ten wird die Übertragung in normales Schriftdeutsch gewählt, bei der u.a. Satzbaufehler bereinigt und der Stil geglättet werden. Zwar werden bei den ersten beiden Varianten die reichhaltigen Kontextinformationen weitestgehend beibehalten, der damit verbundene Aufwand aber ist sehr hoch, zudem leiden die Lesbarkeit und die weitere Bearbeitbarkeit (vgl. Mayring, 2002)3.

Kommentierte Transkription

In der kommentierten Transkription werden über das Wortprotokoll hinaus zusätzliche Detailinformationen mit aufgenommen. So können etwa Sprachauffälligkeiten wie Pausen, Betonungen oder Lachen durch Sonderzeichen dargestellt werden. Auch hier geht der Gewinn an Zu­satzinformationen zulasten der Lesbarkeit. Deshalb ist es auch alter­nativ möglich, in einer Spalte neben dem Protokoll Kommentare nach vorher festgelegten Kriterien niederzuschreiben (vgl. Mayring, 2002)4.

Zusammenfassendes Protokoll

Stehen bei der Auswertung weniger der konkrete Sprachkontext als vielmehr inhaltlich-thematische Aspekte im Vordergrund, so kann ein zusammenfassendes Protokoll erstellt werden. Des Weiteren kann es auch bei einer nicht anders zu bewältigenden Materialfülle eingesetzt werden. In einer systematischen Reduzierung wird das Allgemeinheits­niveau zunächst vereinheitlicht und dann der Abstraktionsgrad schritt­weise angehoben (vgl. Mayring, 2002)5. Nach Mayring ist hierbei fol­gendes Ablaufmodell für eine zusammenfassende Inhaltsanalyse denkbar (Mayring, 2002, S. 96)6:

 

Selektives Protokoll

Vergleichbare Überlegungen stehen hinter dem selektiven Protokoll. Dieses macht vor allem dann Sinn, wenn eine große Materialfülle be­schränkt werden muss und überflüssige sowie abschweifende Passagen übergangen werden können. Hierzu sind genaue Auswahlkriterien festzulegen, um bei der selektiven Protokollierung nur die interessie­renden Aspekte herauszufiltern (vgl. Mayring, 2002)7.

Konstruktion deskriptiver Systeme

Die Konstruktion deskriptiver Systeme reicht bereits am weitesten in den Bereich der Auswertung hinein. Konstruktion deskriptiver Systeme meint die Einteilung des aufbereiteten Datenmaterials in verschiedene Kategorien anhand der zugrunde liegenden theoretischen Vorüberlegungen. Das Material wird also entsprechenden Oberbe­griffen zugeordnet und damit für die nachfolgende Auswertung vorstrukturiert. Dabei besteht ein Spannungsverhältnis zwischen Theorie und Empirie, denn: einerseits werden Kategorien theoriege­leitet entwickelt, gleichzeitig kann es im Verlauf der Datenaufbereitung notwendig werden, neue Kategorien zu entwickeln, die in den theoretischen Überlegungen nicht berücksichtigt waren (vgl. Mayring, 2002)7. In einer schematischen Darstellung ergibt sich folgendes Ablaufmodell (Mayring, 2002, S. 102)8: